Vier Pfoten-Wahlcheck zeigt klare Fronten bei Tierschutzfragen.
Die Wien-Wahl steht vor der Tür – und mit ihr auch die Frage: Wie halten es die Parteien mit dem Tierschutz? Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten hat nachgefragt – und liefert einen aufschlussreichen Überblick über die Positionen der wahlwerbenden Parteien.
Verpflichtende Kennzeichnung in der Gastronomie: Ein Thema, das bewegt
Ein zentrales Anliegen der Tierschutzorganisation ist die verpflichtende Kennzeichnung tierischer Produkte nach Haltungsform in Restaurants. Bislang ist die Gastronomie von jeder Kennzeichnungspflicht ausgenommen – weder Herkunft noch Haltungsbedingungen müssen ausgewiesen werden. Für viele Konsument:innen ein unhaltbarer Zustand.
Die gute Nachricht: Alle Parteien, die geantwortet haben, sprechen sich für mehr Transparenz aus.
Die schlechte Nachricht: Die ÖVP verweigerte – wie schon bei der Nationalratswahl 2024 – erneut jede Auskunft. Auch das Team HC Strache blieb eine Antwort schuldig.
„Dass alle Parteien, die sich äußern, für eine Kennzeichnungspflicht sind, zeigt deutlich: Intransparenz ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin bei Vier Pfoten.
„Es ist nicht nachvollziehbar, warum Konsument:innen nicht erfahren dürfen, wie die Tiere gehalten wurden, deren Produkte sie im Restaurant serviert bekommen.“
Illegale Welpenhändler:innen im Visier
Ein weiteres zentrales Thema: die unkontrollierte Hobbyzucht von Heimtieren. Während gewerbliche Züchter:innen strengen Auflagen unterliegen, bleibt die Mehrheit der sogenannten Hobbyzüchter:innen weitgehend unkontrolliert – ein Einfallstor für den illegalen Welpenhandel. Hier herrscht überraschende Einigkeit: Alle antwortenden Parteien befürworten eine Kontroll- und Dokumentationspflicht auch für Hobbyzuchten. Vier Pfoten sieht darin einen bedeutenden Fortschritt im Kampf gegen skrupellose Händler:innen und das damit verbundene Tierleid.
„Das wäre endlich eine echte Kampfansage gegen den illegalen Welpenhandel“, so Weissenböck.
NEOS: Wendehals beim Thema Fiaker?
Beim Thema Fiakerfahrten in der Wiener Innenstadt gehen die Meinungen auseinander. Während Grüne und Linke/KPÖ ein Verbot fordern, halten SPÖ, FPÖ und NEOS an der umstrittenen Tradition fest. Besonders pikant: Die NEOS hatten sich 2020 noch für ein Verbot ausgesprochen – und kehren nun als Regierungspartner der SPÖ dem Tierschutz den Rücken.
„Hier fällt nicht nur der Tierschutz, sondern auch das eigene Rückgrat wohl der Koalitionstreue zum Opfer“, kritisiert Weissenböck.
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Zirkustiere und Wildtierhaltung: Keine Einigkeit, aber Bewegung
Beim Thema Tiere im Zirkus zeigen sich ebenfalls Unterschiede. Während Grüne und Linke ein generelles Verbot befürworten, lehnen FPÖ und NEOS dies ab. Die SPÖ bleibt vage – sie gab zu diesem Punkt keine Antwort. Ein positives Signal kommt beim Thema Wildtiere in Privathand: Alle Parteien unterstützen die Einführung einer „Positivliste“, die klar festlegt, welche Tierarten überhaupt privat gehalten werden dürfen. Derzeit ist nur verboten, was ausdrücklich auf einer Negativliste steht – ein Schlupfloch, das laut Vier Pfoten dringend geschlossen werden muss.
Für Vier Pfoten ist klar: Tierschutz ist längst kein Randthema mehr – sondern ein echtes Wahlmotiv. Die Organisation appelliert an alle Parteien, ihre Versprechen ernst zu nehmen – und nicht die Koalitionsräson über das Tierwohl zu stellen. „Wer auch immer Wien regieren wird: Wir erwarten eine klare Ansage beim Tierschutz. Die Wähler:innen stimmen ganz bestimmt nicht für Tierleid und Intransparenz auf dem Teller“, so Weissenböck.