Grüne sind die Königsmacher

Wiener Metropol, ein Konzerttempel, Schicksalsort für die Grünen. 2017 wurde hier der Total-Absturz auf 3,8 Prozent beweint. Jetzt grenzenlose Freude, Jubel. Geschafft. Wiedereinzug ins Parlament: „Das ist das größte politische Comeback der Zweiten Republik“, sagt Spitzenkandidat Werner Kogler. Die Grün-Fans liegen einander in den Armen. Einige haben Tränen in den Augen. Sie rufen: „Werner, Werner, Werner“. Bei der Wahlparty spielt der DJ schließlich „We are going to Ibiza“ von den Vengaboys. Die Grün-Fans tanzen und feiern ihr Traumergebnis.

Kogler über Kurz: "Ich werde das Gespräch suchen"

Schwung. Spitzenkandidat Werner Kogler hat die Negativ-Stimmung bei den Grünen umgedreht. Die Partei zum Rekordergebnis geführt: „Wir sind bis zur letzten Minute gerannt“, sagt er. Dass die Grünen heftig zulegen werden, hat sich schon bei der EU-Wahl abgezeichnet. Selbst der Korruptionskrimi um die dubiosen Charity-­Aktivitäten des früheren Wiener Grünen-Stadtrats Christoph Chorherr schadete im Finale nicht mehr.

Türkis-Grün hätte nötige Mehrheit für Regierung

Die Partei profitierte von der grünen Aufbruchsstimmung. Allein bei der „Fridays for Future“-Demo waren 150.000 Klimaaktivisten auf den Straßen. Diesen Schwung konnten sie mitnehmen. Ob sie in Regierungsverhandlungen eintreten werden, ließ Kogler offen: „Ich werde das Gespräch suchen“, sagt er zu oe24.TV, „aber die Türkisen müssen sich in vielen Punkten entscheidend ändern“.

Kogler an Kurz: "ÖVP muss sich entscheidend ändern"

oe24.TV: Wie kommentieren Sie das Ergebnis?

Werner Kogler: Selbst die Hälfte wäre ein großartiger Erfolg für uns gewesen. Wir starteten beim historisch schlechtesten Er­gebnis, jetzt haben wir das beste aller Zeiten erzielt. Ein Zuwachs von zehn Prozent – das hat es noch nie gegeben bei uns. Jetzt sind wir die grüne Speerspitze in Europa. Das ist vor allem ein Auftrag den jungen Menschen gegenüber. Wir wollen Österreich jetzt zum Klimaschutz-Land Nummer 1 machen.

oe24.TV: Was haben Sie diesmal anders gemacht?

Kogler: Jede Krise ist auch eine Chance. Wir haben ganz klar auf Umwelt-, Klimaschutz und Gerechtigkeit gesetzt. Auch auf Korruptionsfreiheit. Die Menschen haben erkannt, dass die Grünen zurück zu ihren Wurzeln gekommen sind. Natürlich hat uns das Klimathema geholfen.

oe24.TV: Können Sie sich ­eine Koalition mit der ÖVP vorstellen?

Kogler: Nein, mit dieser ÖVP nicht. Wir haben einen anderen moralischen Anspruch. Wenn wir Österreich im Klimaschutz und bei der Armutsbekämpfung nach vorne bringen wollen, müssen sich die Türkisen in vielen Punkten entscheidend ändern. Wenn es diese Umkehr nicht gibt, kommt es zu keinen Verhandlungen. Ich werde aber das Gespräch suchen.

K. Wendl