Was ist da los?

Jetzt auch Ex-Kanzler-Sohn gehackt

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Nach der Hacker-Attacke auf die ÖVP klagt nun auch Niko Kern über eine Cyber-Attacke.

Mischen sich ausländische Geheimdienste in den heimischen Nationalratswahlkampf ein? Haben russische Kreise den VP-Server gehackt und 1.300 GB an Daten der Türkisen „gestohlen“? Und dient dieser mutmaßliche „Watergate 2.0“-Angriff dazu, die Nationalratswahl (oder deren Ergebnis) am 29. September zu manipulieren? Fragen, die nun Ermittler von Wien bis Brüssel beschäftigen und die ein mittleres Politbeben auslösen könnten – so oder so.

Und Fragen, die nun auch Kanzlerin Brigitte Bierlein und am Mittwoch den Nationalen Sicherheitsrat auf den Plan rufen. Die Regierung hat dem „Frühwarnsystem der EU“ jedenfalls bereits gestern per Brief mitgeteilt, dass „nicht ausgeschlossen“ sei, dass „ein staatlicher Akteur“ versucht habe, „die Wahl zu manipulieren“.

Auch Sohn von Ex-Kanzler gehackt

Die ÖVP hatte am Donnerstag, wie berichtet, angegeben, dass Hacker „fünf Wochen lang“ Zugriff auf ihre Server gehabt hätten, und zwei Cyber-Security-Firmen zur Aufklärung engagiert. Am Donnerstag nahmen auch Bundeskriminalamt und Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen auf.

Aber die ÖVP ist als Opfer einer solchen Hacker-Attacke nicht allein. Nun meldete sich Niko Kern, Sohn von Ex-Kanzler Christian Kern, auf Twitter zu Wort und verriet, dass auch er Opfer von Cyber-Kriminellen wurde. "Ein Kunde hat seine Website nicht up-to-date gehalten. Bei einem Plugin wurde ein Backdoor entdeckt, durch den Hacker tausende Seiten gehackt haben. So auch bei uns. Irgendwann in der Nacht, ist ein Hacker reingekommen", erzählt er.

Allerdings dauerte es in seinem Fall nicht lange bis der Angriff aufflog. "Nur in der Sekunde, als von unbekannter IP Daten hochgeladen wurden, gab es einen Alarm auf ein Handy. Sofort wurde klar (binnen 10 min also), dass wir gehackt wurden. Danach wurde die Seite akribisch geprüft, sämtliche schadhaften Daten gelöscht und geupdated. Schaden: 0", schreibt der Ex-Kanzler-Sohn. Er wundert sich nur darüber, dass die ÖVP so lange gebraucht hat um den Hack zu erkennen. "Die ÖVP, "Profis", wurden 3 Monate lang gehackt, ohne es zu merken. Also liebe Leute, wenn ihr sichere IT Dienstleistungen braucht, kommt zu mir. Strategos.Solutions, sicherer als die ÖVP ????", wirbt er.

So einfach wollen es ihm die User allerdings nicht machen und betonen, dass der Angriff auf die ÖVP wohl doch komplizierter und aufwändiger gewesen sein wird, als jene Attacke auf Kerns Seite. Und außerdem sei es nicht selten der Fall, dass ein Hack erst nach langer Zeit auffällt.

 

 

Auch Merkel & Co. gehackt

Dass Angriffe auf Politiker oder politische Parteien mittlerweile fast Usus ist, zeigt auch diese Zusammenfassung. 2016 wurden die Server der US-Democratic-Party und der E-Mail-Account von Hillary Clinton gehackt. Das FBI vermutete dahinter den russischen Geheimdienst. 2017 wurde der Server von Emmanuel Macrons Partei im Präsidentschaftswahlkampf gehackt. Im Bundestagswahlkampf 2017 wurden deutsche Politiker – bis auf jene der AfD – gehackt.

Nationaler Sicherheitsrat tagt noch vor der Wahl

Am Freitag kamen Ermittler des Bundeskriminalamtes in die ÖVP-Zentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse, um nun auch die Server zu untersuchen.

FPÖ und Peter Pilz, die 
den mutmaßlichen Hacker­angriff hinter den Kulissen bezweifeln, haben gestern Kanzlerin Bierlein aufgerufen, den Nationalen Sicherheitsrat einzuberufen, um den Fall zu untersuchen. Dieses Krisengremium wird auch auf Antrag der ÖVP am kommenden Mittwoch im Kanzleramt tagen.

Brüssel wiederum – das im März dieses Jahres eine eigene Stelle gegen Desinforma­tionskampagnen und Versuche, Wahlen zu beeinflussen, eingerichtet hat – wird auf die heimischen Ermittlungsergebnisse warten.

Bierlein schaltet die EU ein

Die Regierung von Kanzlerin Brigitte Bierlein schickte gestern eine Mitteilung an das „Rapid Alert System“ der EU. Dieses Frühwarnsystem soll Desinformationskampagnen und Wahlmanipulationen bekämpfen. Und genau darum geht es in diesem Schreiben aus Wien: Nachdem die ÖVP, „die größte Partei Österreichs, einen Hackerangriff öffentlich gemacht“ habe, könne „nicht ausgeschlossen werden, dass ein staatlicher Akteur versucht“ habe, „Einfluss auf die Nationalratswahl“ zu nehmen.

Ebenso wird die ­Sorge mitgeteilt, dass ebenfalls „nicht aus­geschlossen werden“ könne, dass „weitere Manipulationsversuche“ vorgenommen werden könnten.

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