Drozdas Vorgänger

Lercher fordert Neugründung der SPÖ

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Steirer in Facebook-Posting nach Wahl: 'Wir müssen aufhören, unseren eigenen Untergang zu verwalten.'

Graz. Der frühere SPÖ-Bundesgeschäftsführer und Vorgänger des am Montag zurückgetretenen Thomas Drozda, der Obersteirer Max Lercher, hat Montagmittag einen Reformparteitag, ein "neues Hainfeld" gefordert. Lercher sprach in einem Facebook-Posting von einer für die SPÖ katastrophalen Nationalratswahl, bedankte sich erst für alle Stimmen für die SPÖ: "Heute ist aber auch der Tag, um Klartext zu reden."

 

 

"Nie hatten wir weniger Zuspruch, noch nie hatten wir ein schlechteres Ergebnis, nie war der Abstand zur ÖVP größer in der Zweiten Republik. Es ist offensichtlich, dass wir ein massives Glaubwürdigkeitsproblem haben. Man glaubt uns nicht mehr, was wir sagen", sagte der Obersteirer, der ähnliche Töne schon am Wahlabend angeschlagen hatte. "Die SPÖ braucht eine massive Veränderung, wir brauchen einen Systemwechsel. Es darf kein Weiter-so-wie-bisher mehr geben. Wir müssen aufhören, unseren eigenen Untergang zu verwalten. Wir brauchen einen Reformparteitag zur inhaltlichen Neubestimmung, und wenn man so will, muss dort eine Neugründung der Sozialdemokratie stattfinden. Ein zweites Hainfeld. Denn noch mehr solche Niederlagen können wir uns nicht leisten", so Lercher, der vom früheren steirischen LH Franz Voves mit einer steirischen Parteireform beauftragt worden war.
 

"Wir müssen uns verändern"

Er sage seit Langem offen und ehrlich, dass "wir uns verändern müssen. Wir müssen uns öffnen für die Vielen, die so lange schon nicht mehr gehört werden und die wir nicht mehr erreichen. Wir müssen endlich echte Mitbestimmung zulassen und unsere Mitglieder über ihre Partei mitbestimmen lassen. Wir leben im 21. Jahrhundert und das müssen wir als Partei endlich akzeptieren", erklärte er. Am Land außerhalb der großen Städte werde die SPÖ kaum mehr irgendwo im größeren Ausmaß gewählt.
 
Einen schonungslosen Befund nahm Lercher auch in Hinblick auf die eigentliche Kernklientel vor: Arbeiter würden mittlerweile zwischen ÖVP und FPÖ wechseln, die SPÖ habe für sie oft kein Angebot. "Entweder wir schaffen hier wieder ein glaubwürdiges Angebot, oder unsere stolze Partei versinkt in der Bedeutungslosigkeit", so Lercher, der das Posting mit "Freundschaft!" schloss.
 
Man brauche nicht die zehnte Personaldiskussion, man müsse sich endlich auf ein inhaltliches Fundament einigen, das dann alle mittragen, ohne Streit und ständige Zwietracht. "Wir haben inhaltliche Differenzen und müssen die einmal offen und ehrlich ausdiskutieren und einen gemeinsamen Weg finden", sprach Lercher die Flügelkonflikte in der Sozialdemokratie an. Man müsse wieder zu einer gestaltenden Bewegung werden.
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