Neue Berichte lassen mutmaßen, dass die Frau nicht gestürzt, sondern gesprungen sein könnte.
Eine vom Kreuzfahrtschiff ins Mittelmeer gestürzte Urlauberin hat zehn Stunden im Wasser überlebt. Die Britin war am Samstagabend von der "Norwegian Star" in die Adria gefallen, wie das kroatische Innenministerium in Zagreb berichtete. Unter welchen Umständen die Frau über Bord ging, sagte sie nicht.
Wie eine italienische Quelle allerdings der britischen "The Sun" erzählt, soll die Polizei bereits Videomaterial analysiert haben, welches bestätigt, dass der Vorfall ohne Fremdeinwirkung geschah. Somit werden keinerlei Ermittlungen gegen andere Personen eingeleitet.
Betrunken gesprungen?
Aber dieselbe Quelle will auch wissen, dass es nicht nach einem Unfall aussah. "Die Theorie, die wir derzeit verfolgen, ist, dass sie höchstwahrscheinlich gesprungen ist", so der vermeintliche Insider in der "Sun". Ein Passagier meint sogar, dass sie sich vor dem Sprung einige ihrer Kleidungsstücke entledigt habe. Und tatsächlich zeigen Bilder der Rettung, dass sie lediglich eine kurze Hose und ein Bikini-Oberteil zu tragen scheint.
"Allem Anschein nach war sie betrunken", zitierte die britische Zeitung "Daily Mail" einen Passagier, der seinen Namen nicht nennen wollte. Zudem soll sie schon den ganzen Tag mit ihrem Freund gestritten haben. Die Frau soll demnach vom siebenten Deck gestürzt sein. Trotz intensiver Suche wurde sie nach Ministeriumsangaben erst gegen 10.00 Uhr am Sonntag entdeckt und von einem Schiff der Marine unversehrt geborgen.
Yoga & Gesang hielten sie am Leben
"Sie sagte, dass sie gesungen hat, damit sie in der Nacht nicht so sehr die Kälte fühlte", sagte ein Retter der britischen Zeitung "The Sun". Außerdem habe sie sich fit gefühlt, weil sie Yoga praktiziere. Experten zufolge hatte die Frau Glück im Unglück, weil das Meer relativ ruhig und warm war. Sie scheine auch psychisch stark zu sein.
"Diese wunderbaren Männer haben mich gerettet", sagte die Britin dem kroatischen Fernsehsender HRT. "Ich bin vom Schiff gefallen und war zehn Stunden im Meer." Überwachungskameras an Bord zeichneten den Sturz auf - so konnte ungefähr das Suchgebiet eingegrenzt werden.
Schiff fand Britin
Die Küstenwache fand die Urlauberin rund 1,3 Kilometer entfernt von dem Ort, in dem sie ins Wasser fiel. Laut Verteidigungsministerium hatten die Rettungskräfte anhand der Winde und Strömungen berechnet, wo in der Adria sich die Frau befinden könnte.
Am Sonntagvormittag sah die Besatzung des Schiffs "Cavtat" die Britin im Meer, Rettungsschwimmer brachten sie an Bord. Der Kapitän des Schiffes, Lovro Oreskovic, zeigte sich erleichtert: "Wir haben ein Menschenleben gerettet", sagte er laut einer Mitteilung auf der Website des Ministeriums. "Das ist ein unvergleichliches Gefühl."
Erstaunlich fit
Nach einer Untersuchung im Krankenhaus war die Frau auf Fernsehbildern sehr gut gelaunt und erstaunlich fit zu sehen. Nur ihr Gesicht war von der Sonne verbrannt. Es soll sich um eine Flugbegleiterin handeln, die vor allem in Spanien lebt. In einem Interview mit der "Daily Mail" gab sie ihr Alter mit 46 Jahren an.
Die "Norwegian Star", die zu einer US-amerikanischen Reederei gehört, war vom kroatischen Hafen Pula auf der Halbinsel Istrien am Samstagabend in Richtung Venedig ausgelaufen, als die Passagierin kurz vor Mitternacht über Bord ging. Der Vorfall soll sich knapp 100 Kilometer vor der kroatischen Küste ereignet haben.
Die Kreuzfahrt-Reederei Norwegian Cruise Line bestätigte die Rettung eines am 19. August über Bord gegangenen Gastes aus Großbritannien. Der Gesundheitszustand der Frau sei "stabil", und sie werde "bald ihre Familie und Freunde wiedersehen". Angaben dazu, warum die Frau von dem Schiff stürzte, machte auch die Reederei nicht.
Ähnliche Wunder-Rettungen
Die Rettung von Menschen auf hoher See nach mehreren Stunden wird oft als Wunder betitelt. 2001 überlebte ein Seemann vor der Nordwestküste Schottlands fast zwölf Stunden in eiskaltem Wasser. Sechs weitere Seeleute, die es nach dem Untergang ihres Fischkutters nicht in die Rettungsinsel geschafft hatten, konnten nur tot geborgen werden.
Erst Ende Juni dieses Jahres soll ein Besatzungsmitglied eines Kreuzfahrtschiffes nach einem Sturz von Bord gar fast 24 Stunden im Wasser überlebt haben. Der Mann trieb jedoch in wärmeren Gefilden. Er wurde dem "Miami Herald" zufolge nördlich der Küste von Kuba gerettet.
Länger auf hoher See überlebt haben Menschen mit Hilfsmitteln. Ein 13-jähriges Mädchen soll 2007 zusammen mit neun anderen nur an Treibholz geklammert zwei Tage im Meer vor Indonesien überlebt haben, nachdem ihr Fischerboot untergegangen war.