Hunderte umringten feixend und schimpfend den Polizeiwagen, in dem Stephen Monjeza (26) und Tiwonge Chimbalanga (20) ins Gefängnis gebracht werden sollten.
Kurz zuvor hatte der Richter 14 Jahre Haft wegen "unzüchtigen Verhaltens" und "naturwidriger Handlungen" als Strafe für die beiden verkündet.
Madonna: "Rückschritt"
Die Missetat der
Angeklagten: Sie sind homosexuell und hatten im Dezember offen und fröhlich
ihre Verlobung gefeiert. Das aber ist in Malawi wie vielerorts in Afrika ein
schweres Verbrechen. Die gnadenlose Intoleranz gegen Schwule droht das Land
nun allerdings international zu isolieren. Nicht nur Regierungen sprechen
von einem "unmenschlichen Urteil"; auch US-Popstar Madonna, die einen Buben
aus Malawi adoptierte hat, kritisierte es als "Riesenschritt rückwärts".
Während der Hotelportier Chimbalanga bei dem Richterspruch nur versteinert schaute, brach sein arbeitsloser Freund schluchzend zusammen. "Dieses furchteinflößende Urteil soll die Öffentlichkeit vor Menschen wie euch schützen. Niemand soll versucht sein, eurem schrecklichen Beispiel zu folgen", hatte der Richter Nyakwawa Uisiwausiwa gewettert. Während die beiden Verurteilten dann in Handschellen, sichtlich aufgewühlt und mit Tränen in den Augen, ins Polizeiauto stiegen, schlug ihnen der Hass des Mobs entgegen: "14 Jahre sind noch nicht genug, ihr solltet 50 Jahre bekommen", schrie ein Mann aufgebracht.
Schwulen-Hatz in Afrika
Die Ereignisse in Malawi werfen ein
Schlaglicht auf die Schwulen-Hatz in Afrika. Malawis Staatspräsident Bingu
wa Mutharika hat auch westlichen Diplomaten gegenüber den Standpunkt
vertreten, dass Homosexualität als "sittenwidrig" und "unnatürlich"
abzulehnen sei. In dieser Haltung werden die afrikanischen Regierungen oft
von den Repräsentanten der christlichen Ortskirchen unterstützt.
In Uganda gibt es eine Gesetzesinitiative, derzufolge Homosexuellen - nach Vergewaltigungen oder Kindesmissbrauch - sogar die Todesstrafe drohen kann. Heterosexuelle würden bei solchen Straftaten weniger hart bestraft. Nach Bekanntwerden des ugandesischen Gesetzesentwurfs im Herbst 2009 kam es in mehreren afrikanischen Staaten zu Gewalttaten gegen schwule Paare. Die Diskriminierung von Homosexuellen gehört zum Alltag in den meisten afrikanischen Ländern. Simbabwes Präsident Robert Mugabe meinte vor kurzem, Schwule seien geringer einzuschätzen "als Hunde und Schweine".
Selbst im relativ liberalen Südafrika, wo Schwulenehen möglich sind, werden Homosexuelle diskriminiert. Lesbierinnen werden oft von Männern vergewaltigt, "um sie zu heilen". Bürgerrechtsorganisationen klagen, dass solche Gewaltakte von Polizei und Justiz kaum verfolgt und bestraft würden.
Malawi am Pranger
Malawi steht nach diesem Urteil international
am Pranger. Angefangen von Amnesty International bis zur UNO wird Malawi
heftig kritisiert. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in New
York warnte davor, dass die Stigmatisierung der Homosexuellen in Afrika
massiv den Kampf gegen Aids erschweren kann - dies sei derzeit in Sambia zu
beobachten.
Das brutale Urteil in Malawi könnte üble Folgen für das bitterarme Land mit seinen 14 Mio. Einwohnern haben. Die USA und die EU verlangen von Malawi dringend "die Einhaltung der Menschenrechte", viele fordern einen Stopp der Hilfen für das Binnenland.
Der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, verurteilte "die Kriminalisierung sexueller Orientierung und Geschlechteridentität" scharf. Wie auch immer die Reaktionen der internationalen Gemeinschaft letztlich aussehen werden: Kaum ein Thema demonstriert die kulturelle Kluft zwischen dem Westen und Afrika besser als das Thema Homosexualität.