Frankreich

98-jährige Frau zwangsdelogiert

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Auch 64-jährige behinderte Tochter wurde aus der Wohnung geworfen.

Die Zwangsräumung der Wohnung einer 98-jährigen Frau und ihrer 64-jährigen, behinderten Tochter hat in Frankreich für Empörung gesorgt. Die bettlägerige alte Dame und ihre Tochter seien von rund 15 Polizisten am Dienstagmorgen aus ihrer Wohnung im südfranzösischen Nizza geworfen worden, kritisierte das Hohe Komitee für die Unterbringung benachteiligter Personen (HCLPD) am Mittwoch.

Die Behörden hätten - noch dazu wenige Tage vor der beginnenden Winterpause für Zwangsräumungen - die besondere Lage der beiden Frauen nicht berücksichtigt. Die Mutter und ihre Tochter seien mit mehr als 20.000 Euro verschuldet gewesen, nachdem sie von einem Makler betrogen worden seien, teilte deren Anwalt mit. Mit zwei Renten von 700 beziehungsweise 1.100 Euro und einer Miete von 1100 Euro hätten sie "den Boden unter den Füßen verloren". Der Eigentümer der Wohnung erwirkte vor Gericht eine Zwangsräumung, eine Bitte um eine Sozialunterkunft war bisher vergeblich. Das Komitee hielt der Präfektur eine "repressive" Auslegung der Gesetze vor.

Im Moment sind die beiden Frauen nun für wenige Tage bei einer dritten Person untergekommen. Einen Vorschlag von Nizzas konservativem Bürgermeister Christian Estrosi, die 98-Jährige ins Altenheim und die Tochter in eine Unterkunft für betreutes Wohnen zu bringen, lehnte deren Anwalt ab: "Das ist unmöglich. Die Ärzte haben vor einem Ableben der Mutter im Falle einer Trennung von ihrer Tochter gewarnt." Die sogenannte Winterpause, während der in Frankreich Zwangsräumungen verboten sind, beginnt am Freitag.

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