Nahe syrischer Grenze

Welle des Terrors erschüttert Türkei

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Autobomben gezündet: Mehr als 40 Tote in Grenzstadt Reyhanli.

Das türkisch-syrische Grenzgebiet ist am Samstag von heftigen Explosionen erschüttert worden. Mehr als 40 Menschen sind dabei getötet worden. Das teilten die türkischen Behörden am Samstag mit. Nach Angaben aus dem Justizministerium wurden mehr als 100 weitere Personen verletzt. Außenminister Ahmet Davutoglu warnte in einem ersten Statement davor, die "Kraft der Türkei auszutesten". Man werde notwendige Maßnahmen treffen, die Ermittlungen seien derzeit noch im Gange.

Die Sprengsätze seien gegen 13.55 Uhr Ortszeit (12.55 Uhr MESZ) vor einem Verwaltungsgebäude und der Post explodiert, so Innenminister Muammer Güler. Wer hinter dem Anschlag stecken könnte, war zunächst unklar. Nach ersten Ermittlungen waren zwei Autobomben explodiert. Auch Häuser wurden schwer beschädigt, darunter ein Verwaltungsgebäude. Nach Angaben syrischer Aktivisten waren unter den Verletzten auch einige Syrer.

Türkei: Bomber haben Verbindungen zu Syriens Regime
Die türkische Regierung sieht das Regime von Bashar al-Assad in Syrien hinter den Anschlägen in der Stadt Reyhanli am Samstag. "Die Leute und die Organisation dahinter sind identifiziert. Es ist erwiesen, dass sie zu Organisationen gehören, die vom syrischen Regime und seinem Geheimdienst unterstützt werden", sagte Innenminister Muammer Güler laut dem Sender TRT. Auch Vize-Premier Besir Atalay erklärte laut dem Sender NTV, die Angreifer hätten Verbindungen zum syrischen Geheimdienst.

Welle des Terrors in der Türkei

Nahe wichtigem Grenzübergang
Reyhanli ist wenig entfernt vom Grenzübergang Cilvegözü, über den viele Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei kommen. Dort hatte es im Februar den bisher schwersten Zwischenfall an der türkischen Grenze seit dem Beginn des Aufstandes in Syrien im März 2011 gegeben. Damals waren bei der Explosion einer Autobombe zwölf Menschen getötet und rund 30 verletzt worden.

In der Türkei waren in den vergangenen Monaten immer wieder Granaten aus Syrien eingeschlagen. Die türkische Armee reagierte mehrfach mit Artilleriefeuer. Jüngst hat Ankara den Kurs gegen die Regierung von Bashar al-Assad noch einmal verschärft. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte in einem Interview mit dem US-Sender NBC, die von den USA gezogene rote Linie zum Einsatz von Chemiewaffen sei von Syriens Regime längst überschritten und forderte Washington zum Handeln auf.

Setzt Syrien Chemiewaffen ein?
US-Außenminister John Kerry setzt allerdings trotz "starker Beweise" für einen Chemiewaffeneinsatz syrischer Regierungstruppen gegen die Aufständischen auf eine diplomatische Lösung. Wenn sich alle Seiten verantwortungsbewusst und verständigungsbereit zeigten, sei eine friedliche Beendigung des blutigen Bürgerkriegs möglich, sagte Kerry am Freitag (Ortszeit) in einem vom Internetkonzern Google, dem Sender NBC und dem US-Außenministerium veranstalteten Online-Chat.

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Assad-Regime in diesem Kampf die fürchterliche Wahl getroffen hat und bereit war, 70.000 bis 100.000 seiner eigenen Landsleute zu töten", erklärte der Minister. Das Assad-Regime habe "Giftgas eingesetzt, wofür es, wie wir glauben, starke Beweise gibt". Es habe Menschen mit Scud-Raketen und Artillerie getötet. "Doch wenn der politische Wille stark ist und geteilt wird und die Menschen zu einem vernünftigen Kompromiss bereit sind, gibt es einen Weg für eine friedliche Lösung in Syrien", sagte Kerry.

Konferenz zu Bürgerkrieg
Russland und die USA hatten sich Anfang der Woche auf die Einberufung einer internationalen Konferenz zur Beendigung des blutigen Bürgerkriegs in Syrien verständigt. Zu der Konferenz in Genf sollen alle an dem Konflikt beteiligten Gruppen aus Syrien kommen. Da es aber bisher zu keiner Verständigung zwischen dem Westen und Russland über das Format und die Teilnehmer gibt, werde die Konferenz nicht mehr im Mai stattfinden, hieß es am Samstag aus russischen Diplomatenkreisen.

Der Aufstand gegen Assad in Syrien hat nach Schätzungen der Vereinten Nationen inzwischen mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet.

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