310 Tote in Sri Lanka

Anschläge waren Vergeltung für Neuseeland-Terror

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Das teilten die Behörden am Dienstag mit.

Die Anschläge in Sri Lanka waren nach ersten Erkenntnissen der Regierung als Vergeltung für den Anschlag auf Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März gedacht. Das erklärte Vize-Verteidigungsminister Ruwan Wijewardene am Dienstag im Parlament. Zwei lokale Islamistengruppen, darunter die einheimische National Thowheeth Jamaath (NTJ), seien für die Anschläge verantwortlich
 

Opferzahl steigt auf 310

Zwei Tage nach den Selbstmordanschlägen auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka ist die Zahl der Todesopfer auf 310 gestiegen. Das erklärte die Polizei am Dienstag auf Anfrage. Mehr als 500 Verletzte wurden nach den Explosionen den Angaben zufolge noch in Krankenhäusern behandelt. 42 Menschen sind nach Angaben der Polizei bisher in Gewahrsam. Darunter sei auch ein syrischer Staatsbürger.
 
Von der Regierung hieß es am Montag, insgesamt sieben sri-lankische Selbstmordattentäter hätten sich in den drei Kirchen und drei Luxushotels in die Luft gesprengt. Sie hätten der einheimischen Islamistengruppe National Thowheeth Jamaath (NTJ) angehört. Die Anschläge seien Vergeltung für den Moscheen-Angriff in Neuseeland gewesen.
 
Der UN-Sicherheitsrat verurteilte die Anschlagsserie auf das Schärfste. Zugleich sprach er den Familien der Opfer der "abscheulichen und feigen" Anschläge tief empfundenes Mitgefühl aus, wie es in einer Mitteilung des UN-Gremiums vom Montag (Ortszeit) hieß.
 

Notstand ausgerufen

Staatspräsident Maithripala Sirisena erklärte einen öffentlichen Notstand. Die zunächst nicht näher benannten Bestimmungen traten in der Nacht auf Dienstag in Kraft, der zu einem nationalen Trauertag erklärt wurde. Am Morgen wurden drei Schweigeminuten abgehalten. Zahlreiche Bestattungen waren geplant. Im Ort Negombo, wo am Ostersonntag eine Kirche angegriffen worden war, gab es eine Massenbeerdigung.
 
In der Nacht auf Dienstag hatte erneut eine Ausgangssperre gegolten. Um das Verbreiten von Gerüchten zu unterbinden, blieb der Zugang zu sozialen Medien gesperrt.
 
Sirisena habe den Notstand im Interesse der öffentlichen Sicherheit, der Wahrung der öffentlichen Ordnung und zur Sicherung der Versorgung der Bevölkerung mit Waren und Dienstleistungen erklärt, hieß es in einer Erklärung des Präsidenten. Die Sicherheitskräfte sollen seinem Büro zufolge weitreichende Befugnisse erhalten. Nach dem Gesetz können diese etwa für Hausdurchsuchungen ohne Erlaubnis eines Gerichts und für Verhaftungen ohne Haftbefehl gelten. Solche Bestimmungen waren während des Bürgerkriegs in Sri Lanka von 1983 bis 2009 fast dauerhaft in Kraft - und auch darüber hinaus noch bis 2011.
 

Hilfe aus dem Ausland

Unter den mehr als 30 getöteten Ausländern ist auch ein Deutsch-Amerikaner, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Österreicher dürften nach bisherigen Informationen nicht unter den Opfern sein. 14 Ausländer werden nach Angaben des Außenministeriums Sri Lankas noch vermisst.
 
Die Regierung ist überzeugt, dass die Täter Hilfe aus dem Ausland gehabt haben müssen. "Wir glauben nicht, dass diese Angriffe von einer Gruppe von Menschen verübt wurden, die auf dieses Land begrenzt waren", sagte Kabinettssprecher Rajitha Senaratne. "Es gab ein internationales Netzwerk, ohne das diese Angriffe nicht gelungen wären."14
 
Nach den Worten von Senaratne gab es vor den Attacken Hinweise auf Anschlagspläne der National Thowheeth Jamaath. Ausländische Geheimdienste hätten bereits am 4. April über mögliche Selbstmordanschläge auf Kirchen und Touristenziele in Sri Lanka informiert. "Wir tragen die Verantwortung, es tut uns sehr leid", sagte Senaratne im Namen der Regierung.
 
Sirisena berief ein dreiköpfiges Team ein, das die Anschlagsserie untersuchen und in zwei Wochen einen ersten Bericht vorlegen soll. Die internationale Polizeiorganisation Interpol kündigte an, Spezialisten mit Expertise in den Bereichen Tatortuntersuchung, Sprengstoff, Terrorismusbekämpfung und Opferidentifizierung zu entsenden.
 
Nach der Anschlagsserie in Sri Lanka warnte China seine Staatsbürger vor Reisen auf die Insel. Angesichts der "riesigen Sicherheitsrisiken" dort wäre es schwer, ihnen effektive Hilfe anzubieten, schrieb die chinesische Botschaft in Colombo am Dienstag auf ihrer Website.
 
Die meisten Opfer hatte es bei den Anschlägen in den Kirchen gegeben, als gerade Ostergottesdienste stattfanden. In dem Inselstaat sind etwa sieben Prozent der 20 Millionen Einwohner Christen.
 
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