Brüssel-Terror

Attentäter wollten erneut Frankreich treffen

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Abrini wurde wegen "terroristischen Mordes" in Brüssel und Paris angeklagt.

Die Brüsseler Jihadisten-Zelle hatte nach den Paris-Attentaten ursprünglich weitere Anschläge in Frankreich geplant, schlug wegen Fortschritten der Ermittler dann aber überstürzt in Brüssel zu. Das gab die belgische Generalstaatsanwaltschaft am Sonntag bekannt. Gegen den am Freitag festgenommenen Mohamed Abrini wurde Haftbefehl wegen "terroristischen Mordes" in Brüssel und in Paris erlassen.

Extremisten aus dem Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek gehörten zu den Attentätern der Paris-Anschläge mit 130 Toten am 13. November. Am 22. März verübte die Zelle dann Selbstmordanschläge am Flughafen von Brüssel und in einer U-Bahn im EU-Viertel, bei denen 32 Menschen getötet wurden.

Zweiter Anschlag in Frankreich
"Viele Elemente in den Ermittlungen haben gezeigt, dass die Terrorgruppe ursprünglich die Absicht hatte, ein zweites Mal Frankreich zu treffen", erklärte die Generalstaatsanwaltschaft. "Von der Geschwindigkeit der Fortschritte der laufenden Ermittlungen überrascht, trafen sie eilig die Entscheidung, in Brüssel zuzuschlagen."

Am 18. März - vier Tage vor den Brüsseler Anschlägen - hatten die belgischen Fahnder Salah Abdeslam festgenommen, der Zimmer für die Paris-Attentäter gemietet hatte und in der Anschlagsnacht in der französischen Hauptstadt war. Am Freitagabend ging den Fahndern in der Brüsseler Vorstadt Anderlecht dann Abdeslams Jugendfreund Abrini ins Netz.

Geständnis
Mit Aufnahmen einer Überwachungskamera vom Brüsseler Flughafen konfrontiert, räumte er den Ermittlern zufolge ein, der "Mann mit Hut" zu sein, der die beiden Flughafen-Attentäter begleitet hatte. Durch seine Festnahme offenbaren sich engste Zusammenhänge zwischen den Paris-Attentaten und der Brüsseler Anschlagsserie.

So wurden Abdeslam und Abrini unter anderem in einem Auto gefilmt, das vor der Pariser Terrornacht von der belgischen in die französischen Hauptstadt gefahren war. Und Abrinis Fingerabdrücke wurden in der Wohnung entdeckt, aus der die Brüsseler Attentäter zum Flughafen aufgebrochen waren.

"Terroristischer Mord"
Bis zum Sonntag war der 31-jährige Belgier, der auch die marokkanische Staatsangehörigkeit hat, nur wegen der Paris-Anschläge beschuldigt, am Sonntag erließ der Brüsseler Ermittlungsrichter auch wegen der Brüssel-Attentate offiziell Haftbefehl gegen ihn. Ihm werden "die Beteiligung an Aktivitäten einer Terrorgruppe, terroristische Morde und versuchte terroristische Morde" vorgeworfen, erklärten die Justizbehörden.

Inwieweit die Zelle schon konkrete Planungen für weitere Anschläge in Frankreich hatte, blieb am Sonntag zunächst offen. Die französische Polizei hatte im vergangenen Monat unweit von Paris einen mutmaßlichen Extremisten namens Reda Kriket verhaftet und in einer von ihm genutzten Wohnung Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Dadurch sei ein "extremer Gewaltakt" eines "Terrornetzwerkes" verhindert worden, hatte die französische Staatsanwaltschaft damals erklärt.

Festnahme von Osama K.
Zudem wurde am Freitag Osama K. festgenommen - von belgischen Medien als der Schwede Osama Krayem identifiziert - der im Zusammenhang dem Angriff auf die Brüssler U-Bahn gesucht wurde. Er war kurz vor dem Anschlag mit dem späteren Attentäter Khalid El Bakraoui von Überwachungskameras gefilmt worden. Auch beim Einkauf der Taschen, die die Terroristen bei den Anschlägen nutzen, sei er dabei gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Wie andere Verdächtige der Anschlagsserien in Frankreich und Belgien soll er zunächst für die Extremisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) in Syrien gekämpft haben und im vergangenen Sommer in einem Flüchtlingsboot über Griechenland nach Europa gelangt sein.

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