Präsident Karzai verließ den Verstanstaltungsort in einem gepanzerten Konvoi.
Überschattet von Taliban-Angriffen hat am Mittwoch in Kabul eine Versammlung von 1.600 afghanischen Volksvertretern begonnen, die den Prozess der nationalen Versöhnung vorantreiben sollen. Kurz nach Eröffnung der sogenannten Friedens-Jirga gab es in der Nähe des Versammlungsortes in der Hauptstadt mehrere Explosionen und Schusswechsel. Zwei Selbstmordattentäter wurden getötet, ein dritter festgenommen.
Zwei Attentäter getötet
Mindestens fünf Explosionen
erschütterten die Umgebung des Tagungsortes im Südosten von Kabul. Ein
Sprecher des afghanischen Innenministeriums teilte mit, ein 17 Jahre alter
und ein 20 Jahre alter Mann seien als Frauen verkleidet in ein im Bau
befindliches Haus eingedrungen. Einer sei im ersten Stock, der andere im
dritten Stock getötet worden. Ob sie erschossen wurden oder sich in die Luft
sprengten, sagte der Sprecher nicht. Ein dritter Täter sei festgenommen
worden. Kämpfer feuerten drei Raketen auf den Tagungsort ab, die ihr Ziel
aber verfehlten. Weitere Taliban lieferten sich ein Feuergefecht mit der
Polizei.
Die Versammlung in einem riesigen klimatisierten Zelt auf dem Gelände der Polytechnischen Universität findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt; 12.000 Einsatzkräfte waren an Ort und Stelle. Die radikal-islamischen Taliban bekannten sich zu den Angriffen. Sie hätten vier Selbstmordattentäter auf einem Hochhaus nahe des Zeltes postiert, in dem die Versammlung stattfindet, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Sie seien mit Raketen, Handfeuerwaffen und Sprengsätzen am Körper ausgerüstet gewesen. Die Taliban hatten die Jirga zuvor als "Propaganda der Invasoren" bezeichnet.
Panik
Das Einschlagen der ersten Rakete nur wenige Minuten nach
Redebeginn löste bei einigen Delegierten Panik aus. Karzai forderte die
Anwesenden auf, Ruhe zu bewahren: "Setzen Sie sich wieder hin, es wird
nichts passieren", sagte er. "Ich habe mich daran gewöhnt. Jeder ist daran
gewöhnt."