Der Demokratie-Aktivist durfte zusammen mit seiner Freundin das Gefängnis verlassen
Der in Belarus (Weißrussland) nach der Zwangslandung eines Passagierflugzeugs festgenommene Blogger Roman Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega sind in den Hausarrest verlegt worden sein. Das teilte die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja am Freitag in ihrem Exil in der EU mit. Eine Bestätigung von den Behörden in Minsk gab es zunächst nicht. Tichanowskaja sprach von einer "guten Nachricht". Zugleich betonte sie: "Hausarrest ist keine Freiheit."
Aber auch die russische Botschaft in Minsk teilte mit, dass Sapega in den Hausarrest versetzt sei. Sapega ist russische Staatsbürgerin. Der britische Sender BBC meldete unter Berufung auf Protassewitschs Vater, dass sein Sohn nicht mehr im Gefängnis sei.
Der Regimekritiker Protassewitsch und Sapega seien "Geiseln" des Systems von Lukaschenko, sie seien weiter angeklagt und stünden unter dem Druck ihrer Peiniger, sagte Tichanowskaja. "Wir sind in Kontakt mit Romans Eltern - ihnen wird gar nichts gesagt über ihren Sohn, und sie haben keine Möglichkeit, selbst mit ihm zu sprechen. Sie sind überzeugt, dass das Regime ein Spiel treibt und dabei die Leben von Roman und Sofia benutzt." Zudem säßen weiter mehr als 500 Polit-Gefangene in belarussischen Gefängnissen.
Massive Kritik
Die umstrittene Festnahme Protassewitschs und seiner Freundin hatte zu massiver Kritik im Westen geführt und zu neuen Sanktionen. Belarussische Behörden hatten am 23. Mai eine von Athen nach Vilnius fliegende Ryanair-Passagiermaschine zu einer Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Der in dem Flieger reisende Blogger und Oppositionsaktivist Protassewitsch und seine Freundin Sapega wurden dann dort festgenommen. Machthaber Alexander Lukaschenko sieht sich nach der Operation, bei der auch ein Kampfjet aufgestiegen war, wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftraum in der Kritik.
In Belarus gibt es seit der Präsidentenwahl am 9. August vergangenen Jahres Proteste gegen den Langzeit-Machthaber Lukaschenko. Dabei gab es mehrere Tote, Hunderte Verletzte und Tausende Festnahmen. Menschenrechtler berichten über Folter in den Gefängnissen. Gegen Lukaschenko selbst und Dutzende andere Unterstützer gibt es schon seit längerem Strafmaßnahmen.