Offene Kritik

Biden: "Netanyahu schadet Israel"

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Angesichts der verzweifelten Lage der Menschen im Gazastreifen hat US-Präsident Joe Biden den israelischen Premier Benjamin Netanyahu offen kritisiert 

"Meiner Meinung nach schadet er Israel mehr, als dass er dem Land hilft", sagte Biden. Ägypten kündigte indes an, die Bemühungen um eine Feuerpause auch nach Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan fortsetzen zu wollen.

Biden sagte in einem Samstagabend ausgestrahlten Interview mit dem US-Fernsehsender MSNBC, Netanyahu habe "ein Recht, Israel zu verteidigen, ein Recht, die Hamas weiter zu verfolgen". Er müsse aber "den unschuldigen Menschen, die als Folge der ergriffenen Maßnahmen ums Leben kommen, mehr Aufmerksamkeit schenken". Biden sagte aber auch, er werde Israel niemals im Stich lassen. Die Verteidigung des Lands bleibe sehr wichtig.

Netanyahu kontert

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erwartet keine rasche Feuerpause im Gaza-Konflikt. Bei den Verhandlungen kämen die Unterhändler mit nichts zurück, sagte er in einem Interview mit "Bild", "Welt-TV" und "Politico" am Sonntag. Er gehe davon aus, dass Hamas derzeit kein Abkommen wolle, so Netanyahu, der zugleich die Kritik von US-Präsident Joe Biden an seiner Politik zurückwies. Eine "überwältigende Mehrheit" der Israelis stehe hinter ihm, betonte Netanyahu.

"Wenn der US-Präsident damit meint, dass ich eine Privatpolitik gegen den Wunsch der Mehrheit der Israelis verfolge und das Israels Interessen schadet, dann liegt er in beiden Punkten falsch", sagte Netanyahu. Die Israelis würden die Maßnahme unterstützen, "die wir ergreifen, um die übrig gebliebenen Bataillone der Hamas zu zerstören." Israel müsse eine "Wiederholung des Massakers vom 7. Oktober" verhindern. Biden hatte in einem Interview mit dem US-Fernsehsender MSNBC mit Blick auf Netanyahu gesagt: "Meiner Meinung nach schadet er Israel mehr, als dass er dem Land hilft." Netanyahu habe "ein Recht, Israel zu verteidigen, ein Recht, die Hamas weiter zu verfolgen". Er müsse aber "den unschuldigen Menschen, die als Folge der ergriffenen Maßnahmen ums Leben kommen, mehr Aufmerksamkeit schenken".

Netanyahu zeigte sich entschlossen, die Militäroffensive gegen die radikalislamische Hamas in der Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens trotz internationaler Warnungen bald zu beginnen. "Wir sind einem Sieg sehr nahe", sagte er. Nach dem Beginn der Offensive gegen die letzten Hamas-Bataillone in Rafah werde die "intensive Phase" der Kämpfe vier bis sechs Wochen dauern. "Wir haben drei Viertel der Hamas-Bataillone vernichtet", betonte Netanyahu. Nun aufzugeben sei absurd. Die Strategie der Terrororganisation "besteht darin, den internationalen Druck auf Israel zu erhöhen und die internationale Gemeinschaft dazu zu bringen, Israel davon abzuhalten, die endgültige Niederlage der Hamas-Truppen herbeizuführen."
 
 

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