Bin Laden geheim in Österreich

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Osama war in den 90er-Jahren in Österreich, löste hier sogar einen Reisepass.

Es ist eine fast unglaubliche Geschichte, aber wahr. Zwei der später gefährlichsten Männer der Welt waren in den 90er-Jahren auf Österreich-Besuch, stellt sich jetzt heraus.

Für den Vize war die Sache gefährlicher als für den Chef. Ayman al-Zawahiri, der zweite Mann des Terrornetzwerkes Al-Kaida, stand da schon auf der internationalen Fahndungsliste. Ägypten wollte ihn verhaften, der Moslembruder war in das tödliche Attentat auf Staatschef Anwar al Sadat verwickelt. Deshalb durfte er in Österreich nicht öffentlich auftreten, er hätte sonst in Wien verhaftet werden müssen. Das wollte Österreich nicht: Man fürchtete Vergeltung.

Nach Osama bin Laden hingegen wurde 1993 noch nicht gefahndet. Zwar hatten ihn seine Heimat Saudi-Arabien und die USA als irren Fundamentalisten erkannt, doch in Europa konnte der Milliardärssohn ungestört reisen. Er zeigte einen Pass, den er in Wien von der bosnischen Botschaft ausgestellt bekommen hatte. Denn Osama war im Bosnien-Krieg ein international anerkannt „Guter“, nicht der böse Terrorist wie später.

Kurze Rückblende: 1993 tobt der Bosnienkrieg, serbische Soldateska metzelt bosnische Moslems nieder, der Westen traut sich nicht einzugreifen. Sarajewo liegt unter Dauerbeschuss, das Leben dort ist die Hölle. Die Serben sind die Bösen, die moslemische Minderheit hat Heldenstatus, wird aber nicht mit Waffen unterstützt.

Eine halbe Milliarde Dollar floss über Wiener Agentur
Da tritt Bin Laden auf. Er kämpft selbst in Bosnien, und zwar in den Kommandozentralen des Bürgerkrieges. Die Balkan-Korrespondentin des Spiegel, Renate Flottau, traf den Terroristenchef 1993 in Sarajewo. Er schwärmte vom Befreiungskampf, er will den Job des Westens machen.

Er zeigte ihr einen Pass des neuen Staates Bosnien-Herzegowina, ausgestellt von der Botschaft in Wien, dazu musste er sich in Österreich aufgehalten haben. Heute dementieren die Bosnier alles. Osama war aber damals stolz darauf, Kämpfer ins Kriegsgebiet zu schmuggeln. Der Westen nahm Bin Ladens Tätigkeit stillschweigend in Kauf. Der Beleg dafür: Das Treffen zwischen Flottau und Bin Laden fand im bosnischen Präsidentschaftspalast von Staatschef Alija Izetbegovic statt.

Bin Laden und Freund Zawahiri schleusten mit US-Wissen bis zu einer halben Milliarde Dollar über die in Wien ansässige Hilfsorganisation „Third World Relief Agency“ an Izetbegovic. Damit wurde eine fundamentalistische Brigade aufgestellt. Das 3. Korps der bosnisch-muslimischen Armee mit Namen „Mudschahid“ bestand aus 5.000 arabischen Gotteskriegern, die im Sudan ausgebildet wurden.

Das Geld dafür kam via Österreich
Doch militärisch wurden die Fundi-Kämpfer von den USA unterstützt. Sie bildeten mit Luftangriffen die Vorhut der bosnischen Moslems. Und Bin Laden koordinierte die US-Angriffe.

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