Ausgleichszahlungen

Bis zu 50.000 Euro für kirchliche Missbrauchsopfer in Deutschland

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Katholische Kirche stellt Ausgleichszahlungen in Aussicht.

Fulda. Die Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland sollen künftig auf Antrag Ausgleichszahlungen von bis zu 50.000 Euro erhalten. Das hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, am Donnerstag zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda gesagt.
 
Eine vor zwei Jahren von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellte Studie hatte ergeben, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1.670 katholische Kleriker 3.677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben sollen. Dies gilt aber nur als die Spitze des Eisbergs. Unklar war zunächst, wie Opfer diese Ankündigung aufnehmen.
 
Dabei werde es sich um Einmalzahlungen handeln, die für jeden Betroffenen durch ein unabhängiges Entscheidungsgremium individuell festgelegt würden, sagte Bätzing. Zusätzlich könnten Betroffene Kosten für Therapie- oder Paarberatung erstattet bekommen.
 
All diese Leistungen würden künftig durch ein zentrales und unabhängig besetztes Gremium festgelegt. Diesem Gremium sollen sieben Frauen und Männer angehören. Es werde mit Fachleuten aus Medizin, Recht, Psychologie und Pädagogik besetzt, sage Bätzing. Die Mitglieder dürften nicht bei der Kirche angestellt und damit von ihr abhängig sein.
 
Das Gremium werde nicht nur die Leistungshöhe festlegen, sondern auch die Auszahlung der Summen anweisen. Auf diesem Wege solle das Verfahren beschleunigt werden, was viele Betroffene angemahnt hätten. Die Mitglieder des Gremiums würden durch einen Ausschuss ausgewählt, dem mehrheitlich nichtkirchliche Vertreter angehören sollen.
 
Es war das erklärte Ziel der Bischöfe, sich bei dem Treffen in Fulda auf konkrete Anerkennungszahlungen für die Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Priester zu einigen. "Es geht uns um ein einheitliches System", hatte Bätzing betont. Dabei wolle man sich orientieren an gerichtlichen Urteilen zu Schmerzensgeldern.
 
Es bleibt abzuwarten, ob dies die Opfer zufriedenstellen wird. Man habe "Angst" vor dem, was sich Verwaltungs-, Finanz- und Rechtsfachleute der katholischen Kirche ausgedacht hätten, ohne die Betroffenen einzubeziehen, hatte der Sprecher der Opferinitiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, am gestrigen Mittwoch in Fulda gesagt.
 
Für angemessen hielte die Opferinitiative nach Katschs Worten Zahlungen in sechsstelliger Höhe, zumal viele Betroffene berufsunfähig seien. Noch kritischer als die Summen sieht Katsch die Verfahren, denen sich die Opfer unterziehen müssten, um das Geld erhalten zu können. Hier sei eine "tiefe Retraumatisierung" in unprofessionellen Settings zu befürchten.
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