Bei der Labour-Party ist ein heftiger Richtungsstreit entbrannt.
Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat vor der Wahl eines neuen Labour-Vorsitzenden an alle Stimmberechtigten appelliert, nicht auf den Parteilinken Jeremy Corbyn zu setzen. Andernfalls drohe den britischen Sozialdemokraten die "Vernichtung", schrieb Blair am Donnerstag im "Guardian".
Nie zuvor sei Labour in so "tödlicher Gefahr" geschwebt, beschwor Blair die Parteimitglieder, Gewerkschafter und Anhänger, die von Freitag an den Nachfolger des zurückgetretenen Wahlverlierers Ed Miliband bestimmen. Das Ergebnis wird am 12. September bekannt gegeben.
Corbyn biete nichts Neues, sondern kehre zurück zu erfolglosen Forderungen aus der Zeit der Klassenkämpfe in den 80er Jahren. Der 66-Jährige konkurriert mit drei weitere Kandidaten um den Posten des Labour-Chefs und hat in den vergangenen Wochen immer wieder Schlagzeilen gemacht, weil er unter anderem für Verstaatlichungen und die Abschaffung der britischen Atomwaffen eintritt. Nachdem Corbyn lange als chancenlos galt, liegt er in Umfragen und bei den Buchmachern inzwischen vorne.
Die Wahl des neuen Parteichefs ist umstritten, da sich erstmals auch außerparteiliche Unterstützer anmelden konnten, um mitzuwählen. Viele Labour-Mitglieder befürchten eine Unterwanderung durch extreme Linke und Parteigegner.