Zensur-Versuch

Brexit-Boris will kritische Medien aussperren

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Downing Street selektiert unliebsame Journalisten aus

Schattenkulturministerin Tracy Brabin sah sich Montagnachmittag zu einer dringlichen Anfrage im britischen Unterhaus gezwungen: Kurz zuvor war es zu einem Eklat im Pressefoyer der Downing Street 10, dem Sitz des britischen Premierministers, gekommen, wo akkreditierte Journalisten auf die Pressekonferenz von Johnsons Brexit-Chefberater David Frost zu Johnsons Plänen für einen Handelsvertrag mit der EU Auskunft erteilen sollte. Vor der Pressekonferenz wurden die Journalisten von einer Sicherheitskraft in zwei Gruppen aufgeteilt. Kommunikationsdirektor Lee Cain lud darauf hin eine Gruppe ein, an der Pressekonferenz teilzunehmen. Die anderen, so Cain, müssten jetzt leider gehen. Auf die Frage, weshalb vor allem offensichtlich regierungsfreundliche Medienvertreter zugelassen wären, reagierte Cain unwirsch: "Wir können es uns ja wohl aussuchen, wen wir wann informieren." Als Reaktion verließen alle Pooljournalisten, u. a. Laura Kuenssberg von der BBC, aber auch die Vertreter der Sun und der Daily Mail das Foyer geschlossen mit ihren Kollegen.

Johnson mit der Presse auf Konfrontationskurs

Keine Interviews. Seit dem Wahlkampf im letzten Herbst steht Johnson mit Teilen der britischen Presse auf Kriegsfuß. Höhere Regierungsvertreter verweigern Interviews, und als besonderen Angriff auf die Pressefreiheit wird die Verlegung offizieller Pressekonferenzen in ein Regierungsgebäude nächst Downing Street 10 betrachtet -dort, so Vertreter der Medien, ließen sich unliebsame Berichterstatter leichter aussortieren.

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