"Im Amt, aber nicht an der Macht"

Britische Medien: Truss nur noch "Geister-Premier"

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Nach der Kehrtwende in der Steuerpolitik wächst der Druck auf die britische Premierministerin Liz Truss. 

Selbst die beiden großen Boulevardzeitungen "The Sun" und "Daily Mail", die der Konservativen Partei in der Regel nicht abgeneigt sind, titelten am Dienstag mit vernichtenden Schlagzeilen. "Geister-Premier" war auf dem Titelblatt der "Sun" zu lesen. Dazu gab es ein Foto, wie Truss am Montag im Parlament schweigend neben ihrem Finanzminister Jeremy Hunt saß.

Die "Daily Mail" titelte zu einem Porträt der 47-Jährigen: "Im Amt, aber nicht an der Macht". Truss, die erst seit vergangenem Monat im Amt ist, hatte einen Rücktritt am Vorabend strikt abgelehnt. "Ich werde bleiben, weil ich gewählt wurde, um für dieses Land zu liefern", sagte Truss am Montag in einem BBC-Interview. Sie werde die Konservativen auch in die nächste Wahl führen. Der erst am Freitag ins Amt gekommene Finanzminister Hunt hatte am Montag so gut wie alle steuerpolitischen Vorhaben der Premierministerin rückgängig gemacht.

Truss entschuldigte sich in der BBC auch für das entstandene Chaos an den Finanzmärkten. Dass sie sich tatsächlich im Amt halten kann, gilt inzwischen als unwahrscheinlich. Ihre Partei liegt in Umfragen meilenweit hinter der oppositionellen Labour Party zurück. Mit Spannung wird erwartet, wie sich die Premierministerin am Mittwoch bei der wöchentlichen Fragestunde im Parlament schlagen wird.

Die einflussreiche Zeitung "Financial Times" schrieb am Dienstag, der Druck auf Truss, ihr Amt aufzugeben, werde immer größer. "Die Frage, wer der nächste Regierungschef des Landes ist, sollte allerdings nicht zum dritten Mal seit 2019 von der Konservativen Partei entschieden werden, sondern von den Wählern bei einer Parlamentswahl."
 

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