Zentralbank könnte an Stellschrauben drehen - Export von Hightech-Produkten wie Batterien, Solarmodule und E-Autos
Die Führung der Volksrepublik China zeigt trotz eines besser als erwarteten Jahresstarts weiter Bereitschaft zum Ankurbeln des Konjunkturmotors. Als Anschubhilfen kommen dabei neben "proaktiver" Haushaltspolitik auch geldpolitische Maßnahmen in Frage, wie das Politbüro am Dienstag über die staatlichen Medien mitteilte.
Neben dem Leitzins könnte die Zentralbank auch an einer anderen Stellschraube drehen - dem Mindestreservesatz (RRR) der Banken. Dieser war bereits Anfang Februar um einen halben Prozentpunkt gesenkt worden. Je geringer der RRR ist, desto mehr Spielraum haben die Geldinstitute zur Vergabe von Krediten.
"Die nachhaltige Erholung und Verbesserung der Wirtschaft steht noch immer vor vielen Herausforderungen", warnte das Politbüro laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Xinhua nach der Sitzung unter Vorsitz von Präsident Xi Jinping. Es verwies auf Probleme wie mangelnde Nachfrage, enormen Druck auf die Unternehmen sowie Risiken und versteckte Gefahren in Schlüsselbereichen der Wirtschaft. "Das Treffen deutet darauf hin, dass es im zweiten Quartal zu Zinssenkungen und Kappungen des RRR kommen könnte", sagte Xing Zhaopeng, leitender China-Stratege der Bank ANZ.
Angesichts schwacher Binnennachfrage und einer Immobilienkrise hat Peking seine Investitionen in die Infrastruktur erhöht und setzt überdies auf Hightech-Produkte, um die Wirtschaft anzukurbeln. China wirft derzeit Batterien, Solarmodule, Halbleiter und andere Industriegüter wie etwa Elektroautos in großen Stückzahlen auf den Weltmarkt.
Chinas Handelsminister Wang Wentao traf sich am Montag mit der Präsidentin des deutschen Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller. Dabei sei die Untersuchung der EU zu Subventionen für die chinesische Automobilindustrie zur Sprache gekommen, teilte das Ministerium am Dienstag mit. Der Minister bekräftigte demnach den Einspruch Chinas gegen die Untersuchung und ermutige zugleich die deutschen Autobauer, ihre Investitionen in China zu verstärken.
Die Wirtschaft im Reich der Mitte war zwar zu Jahresbeginn dank boomender Exporte besser in Schwung gekommen als gedacht. Der einst brummende Konjunkturmotor läuft jedoch nicht mehr rund. Die Krise der heimischen Immobilienbranche lastet schwer auf der Wirtschaft, die dieses Jahr nach dem Planziel der kommunistischen Führung um rund fünf Prozent wachsen soll.
Zuletzt gab es unterschiedliche Signale aus der Wirtschaft, wie aus jüngsten Konjunkturbarometern abzulesen ist. Der offizielle Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie schwächte sich nach Angaben der nationalen Statistikbehörde im April auf 50,4 Zähler ab (nach 50,8 im März) und lag damit nur mehr leicht über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der privat erhobene Caixin PMI für die Industrie konnte hingegen auf 51,4 Punkte von 51,1 Zählern zulegen.
Der Caixin-Frühindikator signalisiere mit der fünften Stimmungsaufhellung in den Chefetagen chinesischer Industrieunternehmen in Folge eine anhaltende Erholung im zweiten Quartal, sagte NordLB-Experte Valentin Jansen. Ein tieferer Blick in die Details offenbart indes Licht und Schatten: "Das Wachstum in der Überseenachfrage verzeichnet abermals Zuwächse, woraufhin die Unternehmen die Produktion ausgeweitet haben. Allerdings blieb das Preisniveau weiterhin niedrig, was wiederum Margen und Unternehmensgewinne drückt."
Die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft stehe jedoch angesichts der ungelösten strukturellen Probleme und des schwachen Konsums weiter auf holprigen Beinen, resümiert Analyst Sandro Pannagl von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).