Das Bild erregt die Öffentlichkeit: Was macht Boris Johnsons Schuh auf dem Tisch?
Paris/London. Immer wieder tätschelte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron den Rücken von Boris Johnson, als die beiden gemeinsam die Stufen des Élysée-Palasts hinaufgingen. Der Franzose war am Donnerstag sichtlich bemüht, eine herzliche Atmosphäre bei dem Besuch des neuen britischen Premierministers in Paris zu schaffen, nachdem Medien wegen der Brexit-Differenzen der beiden schon prophezeit hatten, die Gespräche würden bestimmt frostig und konfrontativ.
Dann machte Boris Johnson offenbar eine Geste, die im Netz für eine Mega-Aufregung sorgte: Er legte im Gespräch mit Macron seinen Fuß auf den Tisch.
Der Typ ist dermaßen neben der Spur....#Johnson https://t.co/pvesAYp2AO
— Dirk Wagner ⛵ ???? ???? (@dirk__wagner) August 22, 2019
#Brexit: Solche #Flegel wie Boris #Johnson braucht kein Mensch https://t.co/dMHGJsAp7z via @TOnline_News
— Christian Grusdt (@grusdt) August 22, 2019
"Flegel" und "Neben der Spur" waren noch die netten Kommenatre zu der Aktion. Doch wie meinte Boris Johnson die Aktion?
Was zunächst wie eine peinliche Geste aussah, stellte sich als lauen Schmäh heraus. Macron soll im Scherz das Beistelltischchen mit einem Schuhputzautomaten verglichen haben. Der Briten-Premier Johnson zog diesen Witz snschließend weiter und hob den Fuß auf den Tisch, sagen Augenzeugen. Darüber lachten Premier und Präsident dann.
Today's debunked internet rager: The photo of Boris Johnson with his foot on the table.
— Richard Chambers (@newschambers) August 22, 2019
In the Reuters clip, Macron jokes that the tiny table could be used with his chair as a recliner.
Johnson plays along.pic.twitter.com/3ssgTs3M39
Schon am Vorabend war Johnson in Berlin mit militärischen Ehren empfangen worden - und bekannte überschwänglich, so etwas Großartiges habe er wohl noch nie erlebt. Dabei schienen die Besuche in Berlin und Paris schon im Vorfeld unter einem schlechten Stern zu stehen. Noch vor seiner Abreise hatte Johnson in einem Brief an EU-Ratspräsident Donald Tusk seine entscheidende Forderung in Sachen Brexit formuliert. Der Backstop müsse aus dem Austrittsabkommen verschwinden, sonst drohe ein Brexit ohne Abkommen am 31. Oktober, erklärte er.
Unter Backstop versteht man die von der EU verlangte Garantie für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Republik Irland nach dem Brexit. Offene Grenzen sind ein zentraler Bestandteil des Karfreitagsabkommen, mit dem 1998 der jahrzehntelange Bürgerkrieg zwischen mehrheitlich katholischen Befürwortern einer Vereinigung der beiden Teile Irlands und den mehrheitlich protestantischen Loyalisten beendet wurde. Tusk stellte unmissverständlich klar, dass auf den Backstop ohne angemessene Alternative nicht verzichtet werde. Eine Haltung, die Brüssel seit Langem vertritt.
Vor Johnsons Reisen hatten manche Beobachter vermutet, es gehe dem neuen Premier wohl auch darum, den Europäern schon mal die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn es am Ende zu einem Ausscheiden aus der EU ohne Vertrag kommen sollte. Für den Fall wird vor allem für die britische Wirtschaft mit drastischen Konsequenzen gerechnet. Doch sollte der britische Premierminister geplant haben, sich in Deutschland und Frankreich Körbe abzuholen, war die Reise wohl nur bedingt erfolgreich.