Das Chaos auf der Insel Lesbos wird immer dramatischer: Erst Steine auf Polizisten, dann Tränengas.
Samstag eskalierte die Lage restlos: Rund 2.000 Flüchtlinge durchbrachen Polizeisperren, die ums abgebrannte Camp Moria errichtet wurden. Die Flüchtlinge machten sich auf den Weg in die Inselhauptstadt Mytilini, forderten in Sprechchören eine Verlegung von Lesbos auf das Festland. Das lehnt Griechenland strikt ab.
Massive Polizeieinheiten, die vom Festland nach Lesbos gebracht wurden, versuchten den Pulk zu stoppen. Darauf flogen Steine aus den Reihen der protestierenden Migranten auf die Polizisten. Die antworteten mit Tränengas-Salven.
Erst Steine auf Polizei, dann Tränengas-Orgie
Ausgelöst hat die massiven Proteste die katastrophale Lage um Moria: kein Essen, kein Wasser, keine Toiletten, dahinvegetieren im Staub auf der Straße – nach den gelegten Bränden im Camp Moria in der Nacht auf Mittwoch harren 13.000 Flüchtlinge auf Lesbos seit vier Tagen im Freien aus. Die Menschen schlafen auf den Straßen, viele haben nicht einmal Decken. Dazwischen Tausende Kinder. 4.000 Minderjährige waren zuletzt im Camp: „Moria ist die Hölle“, klagen sie. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland, sagten sie der "Bild".
Zehn Nationen haben sich bisher bereit erklärt, Kinder aus Moria aufzunehmen – Österreich lehnt das weiterhin ab. Zur Gruppe zählen neben Deutschland und Frankreich auch Staaten, die bisher eine harte Linie in der Flüchtlingsfrage vertraten wie die Niederlande, Kroatien oder Slowenien.
Griechenland arbeitet indes an der Errichtung eines Notlagers. Die Flüchtlinge lehnen dies ab: „Dort gehen wir nicht mehr hin – wir wollen weg.“
K. Wendl