mRNA-Technologie

Durchbruch bei der Impfung gegen Hautkrebs

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Die Rückfallsrate und die Mortalität bei schwerkranken Patienten konnte um 40 Prozent verringert werden.

Die mRNA-Technologie führt nicht nur bei den Covid-19-Impfstoffen zu einer Revolution. Jetzt wurde vom US-Biotech-Unternehmen Moderna gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Merck, Sharp & Dohme (MSD) der Beweis erbracht, dass eine personalisierte Moderna-Melanom-Vakzine zusammen mit einer Immuntherapie die Rückfallsrate und die Mortalität bei schwerkranken Patienten um 40 Prozent verringert.

Moderna, US-Entwickler von mRNA-Vakzinen, teilte die Ergebnisse einer Studie der Phase 2b (Keynote-942) Dienstagnachmittag in einer Aussendung mit. "Die aktuellen Resultate sind sehr ermutigend für das Anwendungsgebiet in der Krebstherapie. Die mRNA-Technologie hat bei Covid-19 die Situation revolutioniert. Jetzt, zum ersten Mal, konnten wir das Potenzial der Technik in den Behandlungsergebnissen in einer randomisierten (Auswahl der Probanden per Zufallsprinzip; Anm.) klinischen Studie zum Melanom zeigen. Wir werden zusätzliche Untersuchungen beim Melanom und bei anderen Krebsformen starken. Das Ziel sind voll individualisierte Krebstherapien", wurde Stephane Bancel, Geschäftsführerin des Unternehmens, in der Aussendung zitiert.

Erfolgreiche Studie

In die Studie, die in Kombination von Moderna und MSD durchgeführt wurde, waren 157 Melanompatienten aufgenommen worden. Sie litten an einer fortgeschrittenen Erkrankung des Stadiums III oder IV. Auch ein Befall von Lymphknoten ohne Fernmetastasen war gegeben. Der Tumor konnte chirurgisch jeweils vollständig entfernt werden. Trotzdem hatten die Erkrankten ein hohes Risiko für einen Rückfall.

 Um dem Wiederauftauchen der Erkrankung vorzubeugen, erhielten die Probanden zwei verschiedene zusätzliche Therapien: Die Hälfte bekam alle drei Wochen und bis zu 18 Mal, rund ein Jahr lang, jeweils 200 Milligramm des Anti-PD-1-Immuntherapeutikums Pembrolizumab. Dieser monoklonale Antikörper ist seit Jahren ein in mittlerweile rund 1.700 Studien untersuchtes Immuntherapeutikum, das Tumoren für das Immunsystem des Erkrankten wieder "sichtbar" und somit bekämpfbar machen soll. Es handelt sich um einen sogenannten Immuncheckpoint-Inhibitor.

Die zweite Hälfte der teilnehmenden Patienten bekam Pembrolizumab und zusätzlich eine jeweils nach den molekularen Charakteristika "ihres" Melanoms individuell hergestellte mRNA-Krebsvakzine von Moderna (mRNA-4157/V940). Dies erfolgte in neun Teilimpfungen. mRNA-4157/V940 ist ein Kandidat-Krebsimpfstoff auf Basis von Boten-Ribonukleinsäure (mRNA), die für bis zu 34 sogenannte Neoantigene des individuellen Tumors kodiert. Damit soll eine Immunreaktion gegen die typischen mutierten Proteine des Melanoms hervorgerufen werden. Nach der Injektion produzieren die Zellen der Patienten diese Proteine, sie werden dem Immunsystem als "fremd" präsentiert und sollen dann bekämpft werden. Insgesamt soll die Strategie die Behandlung mit dem Immuncheckpoint-Inhibitor ergänzen und verstärken.

Eindeutiges Bild

Die Ergebnisse zeigten ein recht eindeutiges Bild: Unter der Kombinationstherapie wurde im Vergleich zu Pembrolizumab allein eine Senkung der Häufigkeit von Rückfällen mit dem Wiederauftauchen des Melanoms bzw. Todesfällen durch die Krebserkrankung von 14,4 Prozent auf zehn Prozent beobachtet. Das bedeutete eine Risikoreduktion für Wiedererkrankung und Tod um 40 Prozent.

Weltweit laufen seit vielen Jahren Studien mit personalisierten Krebsvakzinen. Sie werden konzipiert, um das Immunsystem so zu aktivieren, dass ein Patient eine individuelle Anti-Tumorreaktion erzeugen kann, die auf seine Tumormutationssignatur abgestimmt ist. Dabei entstehende spezifische T-Lymphozyten sollen das bösartige Gewebe schließlich bekämpfen. Allerdings gehen vielen Fachleute davon aus, dass immunologische Therapien am besten in Kombination mit zusätzlichen Behandlungsmodalitäten wirken dürften. Deshalb entschieden sich MSD und Moderna eben für das Austesten von Krebsvakzine und Immuncheckpoint-Inhibitor.

Die beiden US-Unternehmen sind mit der mRNA-Tumorvakzine bei weitem nicht allein auf diesem Feld. Die mRNA-Technologie wurde nämlich ursprünglich für erhoffte Krebsvakzine entwickelt. Das war beispielsweise auch bei BioNTech der Fall. Mit dem Auftauchen von SARS-CoV-2 und der Covid-19-Pandemie gelang es aber, über dieses Verfahren in zuvor noch nie dagewesener Schnelligkeit wirksame Impfstoffe gegen einen Krankheitserreger zu entwickeln und großen Mengen zu produzieren. MSD und Moderna entwickeln die neue Krebs-Kombinationstherapie in einem gemeinsamen Joint Venture. Das Melanom ist bei zu später Diagnose eine ausgesprochen heimtückische Krebserkrankung. Weltweit wird die Diagnose derzeit jährlich bei rund 325.000 Patienten gestellt.
 

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