Milchprodukte, Obst und Gemüse würden "massiv als Lockangebote missbraucht".
Das Europaparlament hat wirksame Maßnahmen gegen unfaire Handelspraktiken in der Lebensmittelbranche gefordert. Derzeit seien Landwirte, Genossenschaften, aber auch kleine und mittelständische Unternehmer einem großen Druck seitens der Handelsketten und Großmärkte ausgesetzt, stellte die EU-Volksvertretung am Dienstag in einer Entschließung fest.
Landwirtschaftlich erzeugte Grundnahrungsmittel wie Milchprodukte, Obst und Gemüse würden von großen Einzelhändlern "massiv als Lockangebote missbraucht".
Kritik
Dieser Preisdruck habe dazu geführt, dass viele Landwirte ihre Erzeugnisse zu einem "nicht kostendeckenden Preis" verkaufen müssten, kritisierte das Europaparlament. Hinzu kämen andere unlautere Praktiken - wie verspätete Zahlungen, Gebühren für die Platzierung von Waren an exponierten Stellen in Supermärkten oder die Verpflichtung, nicht verkaufte Produkte bedingungslos zurückzunehmen. Manche Einzelhandelsketten wälzten zudem die Transport- und Lieferkosten auf die Lieferanten ab.
Häufig würden auch Lieferverträge nachträglich einseitig geändert, oder gar kurzfristig und ohne Begründung aufgekündigt. Für Landwirte sei das besonders problematisch, weil ihre Produktion nicht angehalten werden könne und ihre Erzeugnisse verderblich seien. Auf lange Sicht gefährde das unfaire Verhalten gegenüber Lieferanten die Lebensmittelerzeugung in Europa, was letztlich auch die Auswahlmöglichkeiten der Verbraucher einschränke.
Rechtsrahmen
Die EU-Kommission müsse einen Rechtsrahmen erarbeiten, um solche Praktiken zu bekämpfen, forderte das Europaparlament. Dazu müssten auch "abschreckende Sanktionen" gehören. Nur auf EU-Ebene könne sichergestellt werden, dass Landwirte und Verbraucher von fairen Handelsbedingungen profitieren. Ferner regte das Straßburger Parlament eine EU-Schiedsstelle an, die bei Konflikten zwischen Lieferanten und Handelsketten intervenieren soll. Einen solchen Ombudsmann gibt es bereits in Großbritannien.