Laut ersten Exit-Polls lagen die Tories von Theresa May vorn – aber ihre Mehrheit wackelte.
Nie zuvor war das Rennen um die Macht in Großbritannien so brisant wie diesmal; als die konservative Premierministerin Theresa May (60) im April Neuwahlen ausrief, war sie 23 %-Punkte vorne gelegen. Zuletzt war ihr Vorsprung in Umfragen allerdings dramatisch geschmolzen.
Donnerstagabend um 23 Uhr der Knalleffekt: Laut den ersten Exit Polls deutete alles auf eine Riesen-Ohrfeige für May hin. BBC errechnet für ihre Tories nur 314 Sitze, zuletzt hatten sie 330. Notwendig für die absolute Mehrheit wären aber mindestens 326 Mandate. Demnach sollte dieser ersten Umfrage zufolge die oppositionelle Labour Party des Linken Jeremy Corbyn 266 der 650 Sitze erhalten.
Damit deutete zu Redaktionsschluss dieser Ausgabe alles auf ein sogenanntes „hung Parliament“ hin.
Keine andere Partei will mit May regieren
Das heißt: Sollte May nicht doch noch auf 326 Mandate kommen, kann sie nicht alleine regieren. Und eines musste May ebenfalls klar sein: Koalitionspartner dürfte sie weder bei Labour noch bei den EU-freundlichen Schottischen Nationalisten und den Liberal-Demokraten finden.
Die Terroranschläge hatten May zugesetzt. Viele Wähler, aber vor allem Corbyn warfen ihr vor, dass sie als seinerzeitige Innenministerin 20.000 Polizeistellen abgebaut hat. Außerdem war der Brexit, ihr Kernthema, nicht omnipräsent. Steuern, Pflege, Einwanderung, Gesundheitssystem und Sicherheit dominierten. Da punktete Corbyn.
Als May Donnerstagfrüh in Maidenhead ihre Stimme abgab, schien sie nichts Gutes zu ahnen: Sie blieb wortkarg. Nur ein „Hello“ warf sie den Journalisten zu.
Heute steht May ein schwerer Gang zur Queen bevor. Die will hören, ob und wie May weiterregieren will. (Karl Wendl)