Angriffe auf Rebellenregion Ost-Ghouta und IS-kontrolliertes Dorf.
In Syrien sind bei Angriffen syrischer und russischer Streitkräfte am Sonntag nach Aktivistenangaben fast 60 Zivilisten getötet worden.
Bei russischen Luftangriffen auf ein von der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrolliertes Dorf in der Provinz Deir Essor seien 34 Menschen getötet worden, darunter 15 Kinder, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Angriffe syrischer Regierungstruppen auf die von Rebellen kontrollierte Region Ost-Ghuta hätten 23 Menschen des Leben gekostet, darunter vier Kindern.
Neun Prozent in IS-Gewalt
Die russischen Luftangriffe in Deir Al-Zor trafen demnach am frühen Sonntagmorgen das Dorf Al-Shafa am östlichen Ufer des Euphrat. In der Provinz Deir Al-Zor hat die IS-Miliz ihre letzten Gebiete im Land.
Die Stadt Deir Al-Zor und die umliegende ölreiche Provinz war einmal fast vollständig unter Kontrolle der Jihadisten, nach Angaben der Beobachtungsstelle sind inzwischen nur noch neun Prozent von Deir Al-Zor in ihrer Gewalt. Die der moderaten Opposition nahestehende, in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien. Von unabhängiger Seite sind ihre Angaben nur schwer zu überprüfen.
In der Provinz laufen seit Monaten zwei Offensiven zur Vertreibung des IS. Die syrischen Regierungstruppen werden dabei von Russland unterstützt, die kurdischen und arabischen Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) von den USA. Vergangene Woche erst hatten die Armee von Machthaber Bashar al-Assad und ihre Verbündeten dort die letzte syrische vom IS kontrollierte Stadt Albu Kamal zurückerobert.
Luftangriffe auf Rebellenregion
Die oppositionsnahe Beobachtungsstelle erklärte außerdem, am Sonntag hätten Luftangriffe der syrischen Regierungstruppen auf die Ortschaften Mesraba und Madira in der Region Ost-Ghouta nahe der Hauptstadt Damaskus 21 Menschen getötet. Bei Artilleriefeuer auf die Stadt Duma kamen demnach zwei weitere Menschen ums Leben.
Die Anzahl der Todesopfer könne weiter steigen, da außerdem mehrere Menschen schwere Verletzungen davongetragen hätten, erklärte die Beobachtungsstelle.
Demzufolge wurden bei den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen in der Region Ost-Ghouta in den vergangenen zwei Wochen bereits mehr als hundert Menschen getötet. Die Vereinten Nationen hatten vor kurzem auf die dramatische humanitäre Lage in Ost-Ghouta aufmerksam gemacht, ein hochrangiger UNO-Mitarbeiter hatte die Region als "Epizentrum des Leidens" in Syrien bezeichnet.
Ost-Ghouta ist eine der letzten Rebellenhochburgen in Syrien und eigentlich Teil einer sogenannten Deeskalationszone, auf die sich die Konfliktparteien bei Friedensgesprächen in der kasachischen Hauptstadt Astana einigten. Seit dem Beginn des Bürgerkriegs in Syrien 2011 starben bereits mehr als 340.000 Menschen.
Iran unterstützt Assad
Der iranische Präsident Hassan Rouhani sagte seinem syrischen Amtskollegen Assad unterdessen weiterhin die volle Unterstützung des Iran zu. "Der Iran und Syrien gehen den richtigen Weg, der auch für die Region richtig ist", sagte Rouhani in einem Telefonat am Sonntag mit Assad. Er versicherte Assad, dass der Iran Damaskus sowohl bei der letzten Etappe im "Kampf gegen den Terrorismus", als auch bei dem Wiederaufbau Syriens voll und ganz unterstützen werde. Die von Russland, der Türkei und Iran vorgeschlagene Gründung eines syrischen Volkskongresses sollten alle Seiten für eine bessere Zukunft Syriens nutzen. Auch die syrische Opposition hätte in dem Fall einen geeigneten Platz in der politischen Zukunft Syriens, sagte Rouhani.