Polizei setzte Tränengas ein

Feuer und Krawalle in Migranten-Lager

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Eine rund 600 Meter vom Lager entfernte Schule sei wegen des beißenden Rauchs evakuiert worden.

Samos. Im überfüllten Registrierlager Vathy auf der griechischen Insel Samos haben Migranten am Donnerstag Feuer gelegt und die Polizei mit Steinen und Gegenständen beworfen. Die Polizei habe daraufhin Tränengas eingesetzt, berichteten örtliche Medien. Eine rund 600 Meter vom Lager entfernte Schule sei wegen des beißenden Rauchs evakuiert worden.

Überwiegend aus afrikanischen Staaten stammende Migranten fordern seit Tagen, dass sie zum griechischen Festland gebracht werden. Im Lager Vathy harren mehr als 7.500 Migranten aus, darunter viele Minderjährige. Das Camp hat eine Aufnahmekapazität für nur 648 Menschen. Bereits im Oktober waren mehrere Menschen bei ähnlichen Ausschreitungen auf Samos verletzt worden.

Die Bürgermeister der Inseln im Osten der Ägäis warnen seit Monaten vor unkontrollierbaren Zuständen wegen der überfüllten Lager. Die konservative Regierung in Athen hat in den vergangenen Monaten mehr als 10.000 Migranten zum Festland gebracht. Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei dauert jedoch an. Zurzeit leben und um die Camps der Inseln Lesbos, Chios, Samos, Leros und Kos mehr als 41.000 Migranten. Noch im April waren es nur 14.000 gewesen.

Besorgniserregende Zustände im Camp Moria auf Lesbos

Die Lage im Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos ist besorgniserregend. Zu diesem Schluss kommt ein jüngst publizierter Bericht des griechischen Flüchtlingsrats (ESP). Vor allem die Gesundheitsversorgung sei prekär, heißt es in der Studie. Auf Lesbos kamen von Jahresbeginn bis Ende Oktober 2019 mehr als 19.000 Flüchtlinge an, die meisten davon im August (3.380) und September (4.856).
 
Mehrheitlich handelte es sich um Familien (63 Prozent) und Kinder (33 Prozent). Sie kamen überwiegend aus Afghanistan (71 Prozent), Syrien (13 Prozent) und der Demokratischen Republik Kongo (vier Prozent). Das seien Länder, die "durch weitverbreitete Konflikte, Gewalt und/oder systematische Menschenrechtsverletzungen" gekennzeichnet seien, stellte der Flüchtlingsrat unter Berufung auf Daten des UNO-Flüchtlingshochkommissariats UNHCR fest.
 
Zum Zeitpunkt des Besuchs einer Kommission des griechischen Flüchtlingsrates in Moria lebten in dem für knapp 2.900 Personen konzipierten Lager rund 14.000 Personen. Für sie standen insgesamt acht Psychologen, vier Sozialarbeiter, vier Hebammen, drei Ärzte (jeweils ein Kinderarzt, Urologe und Chirurg) und sieben Krankenschwestern zur Verfügung. Tausende warteten noch auf dringend notwendige psychosoziale Betreuung. Depressionssymptome und Selbstmordgefährdung waren vor allem unter jungen Leuten im Lager weit verbreitet, hieß es im Bericht des Flüchtlingsrats.
 
Aber auch die Administration sei stark unterbesetzt, wurde bemängelt. So gebe es in dem Lager gerade einen Koordinator, um die Aufnahmen zu regeln, und fünf Dolmetscher (Farsi, Arabisch und Urdu).

Montenegro verstärkt Grenzschutz

Montenegro will Soldaten an seine Grenzen schicken, um die zunehmende Zahl von Migranten auf dem Weg in die Europäische Union zu stoppen. "Wir werden die Armee einsetzen, um die Staatsgrenzen zu schützen und der Polizei zu helfen", erklärte der Verteidigungs- und Sicherheitsrat des Landes am Freitag.
 
Die Soldaten sollten ihren Einsatz voraussichtlich am Jahresende beginnen. 2019 durchquerten nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration fast 8.000 Migranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika Montenegro auf dem Weg in die EU, fast doppelt so viele wie im Vorjahr.
 
Die frühere Balkanroute über die Türkei, Griechenland und die Staaten des ehemaligen Jugoslawien hatte die Regierung in Ankara 2016 im Gegenzug für Finanzhilfen der EU und das Versprechen der Visafreiheit für türkische Bürger dichtgemacht. Montenegro entwickelt sich seither zur Alternative für Migranten, die über die Türkei, Griechenland und Albanien reisen oder die in Serbien festsitzen.
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