Die Serie an Schiffs-Dramen im Mittelmeer reißt nicht ab.
Die nächtliche Suche nach Überlebenden des Flüchtlingsdramas im Mittelmeer am Sonntag hat bisher zu keinerlei Resultaten geführt. Die von der italienischen Küstenwache koordinierten Rettungseinheiten fanden bisher weder Überlebende, noch Leichen, berichteten italienische Medien Montag früh.
VIDEO: News TV u.a. mit dem Thema "Flüchtlings-Tragödie: Bis zu 1.000 Tote vor Sizilien"
Fast 1.000 Menschen an Bord
Ein Überlebender aus Bangladesch berichtete, dass sich an Bord des am Sonntag gekenterten Fischerbootes 950 Menschen befunden hätten, darunter auch 40 bis 50 Kinder und etwa 200 Frauen. Der Mann wurde verletzt in ein Krankenhaus im sizilianischen Catania eingeliefert. Viele Menschen seien im Laderaum des Bootes eingeschlossen gewesen. "Die Schmuggler haben die Türen geschlossen und verhindert, dass sie herauskommen", erzählte der Mann. Das 20 Meter lange Fischerboot sei von einem Hafen 50 Kilometer von Tripolis entfernt abgefahren.
Der Kapitän des portugiesischen Handelsschiffes "King Jacob", das als erstes den Flüchtlingen zu Hilfe geeilt war, berichtete, dass das Boot gekentert sei, weil sich die Migranten in der Hoffnung auf Rettung alle auf einer Seite des Schiffes zusammengedrängt hätten. "Das Boot ist gekentert, bevor wir uns überhaupt nähern und die Schaluppen herunterlassen konnten", berichtete der Kapitän nach Medienangaben.
Rettungschiff der Küstenwache
An der Suchaktion beteiligten sich auch einige sizilianische Fischerboote. "Die Küstenwache hat uns aufgefordert, Hilfe zu leisten. Wir haben vier Leichen gefunden, Überlebende haben wir keine gesichtet", berichtete der Kapitän eines an der Suchaktion beteiligten Fischerbootes Giuseppe Margiotta. Zu den geborgenen Leichen zählt auch die eines circa zehn Jahre alten Kindes. Die Hoffnung, Vermisste lebend zu finden, seien laut Margiotta gering. Dort, wo das Boot gekentert ist, seien nur noch Holzstücke und Treibstoffflecken zu sehen.
Nach Angaben der Küstenwache konnten nach dem Unglück 28 Menschen gerettet und 24 Leichen geborgen werden. Hunderte Flüchtlinge werden noch vermisst.
EU-Krisensitzung
Nach der jüngsten Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer kommen am Montag neben den Außenministern auch die Innenminister der EU-Länder zu dem Krisentreffen in Luxemburg. Die Gespräche sollten am Montag um 15.00 Uhr beginnen, teilte eine EU-Sprecherin laut dpa mit. Für Österreich wird Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, sowie Außenminister Sebastian Kurz (beide ÖVP) bei dem Treffen anwesend sein.
Mikl-Leitner plädierte vor dem Treffen dafür die im Mittelmeer Geretteten nicht mehr nach Europa, sondern zunächst zurück nach Nordafrika in ein UNHCR-Zentrum zur Erstprüfung zu bringen. "Dann ist dieser Teil der verabscheuungswürdigen Strategie der Schleppermafia zerschlagen. Mit einem Mal wäre diesem Massenmord ein Ende bereitet," so die Ministerin in einer Stellungnahme.
Wegen gewaltsamer Konflikte wie in Syrien, aber auch aus wirtschaftlichen Gründen machen sich immer mehr Menschen auf den Weg nach Europa, wo sie sich Schutz und Hilfe erhoffen. Nach Angaben der EU-Grenzbehörde Frontex gab es 2014 rund 278.000 illegale Grenzübertritte - mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. 170.000 Menschen kamen dabei von Libyen aus über das Mittelmeer. Nach Angaben des UNO-Flüchtlingshochkommissariates UNHCR starben im vergangenen Jahr 3.500 Menschen bei dem Versuch, über den Seeweg nach Europa zu gelangen.