Im November muss sich der ehemalige General einer Stichwahl stellen.
In Guatemala hat die erste Runde der Präsidentenwahl vom Sonntag noch keine Entscheidung gebracht. Nach Auszählung von mehr als 60 Prozent der Wahllokale führte der Ex-General Otto Pérez von der rechten Patriotischen Partei (PP) mit 36 Prozent der Stimmen, wie die Oberste Wahlbehörde (TSE) des mittelamerikanischen Landes am Montag mitteilte. Für den zweitplatzierten Manuel Baldizón von der ebenfalls rechtsgerichteten Partei Líder stimmten 23 Prozent der Wähler. Eduardo Suger von der Partei Creo kam auf 16,5 Prozent der Stimmen.
Pérez und Baldizón müssen nach diesen Zwischenergebnissen am 6. November in einer Stichwahl den Kampf ums höchste Staatsamt entscheiden. Pérez kündigte an, Allianzen mit anderen politischen Gruppierungen anzustreben. Baldizón zeigte sich mit dem Ergebnis zufrieden. "Jetzt müssen wir Guatemala neu gründen", sagte er der Zeitung "Siglo 21".
10 Kandidaten
7,3 Millionen Wahlberechtigte waren am Sonntag aufgerufen, einen neuen Präsidenten, den Vizepräsidenten und ein neues Parlament zu wählen. Zehn Kandidaten bewarben sich um die Nachfolge des scheidenden sozialdemokratischen Staatschefs Álvaro Colom. Um die Sitze ins Parlament kämpften 28 Parteien.
Ein Großaufgebot von mehr als 22.000 Polizisten sorgte für die Sicherheit an diesem Wahlsonntag. Wahlbeobachter verzeichneten dennoch eine Reihe von Unregelmäßigkeiten. So wurden in der Gemeinde Xejuyup ein Wahllokal geschlossen, nachdem dort Wahlzettel verbrannt und Personal der Obersten Wahlbehörde behindert worden war. Insgesamt 65 Beschwerden über Stimmenkauf und unzulässige Propaganda legte die Organisation "Mirador Electoral" bei der Wahlbehörde ein. Diese sprach dennoch von einem erfolgreichen Wahlgang.
Ausufernde Kriminalität
Die ausufernde Kriminalität war das zentrale Thema des Wahlkampfes. Sie ist Guatemalas größtes Problem. Mit bis zu 50 Morden auf 100.000 Einwohner gehört das mittelamerikanische Land zu den Staaten mit der höchsten Mordrate in ganz Amerika.
Ebenso wie die Nachbarn El Salvador und Honduras leidet Guatemala vor allem unter dem Terror der Jugendbanden, die ganze Stadtviertel beherrschen. Zunehmend verbinden sich die sogenannten "Maras" mit mexikanischen Drogenkartellen, um Drogen aus Südamerika in die USA und nach Europa zu schmuggeln.
Novum
Zum ersten Mal in der Geschichte des Landes fand eine Präsidentenwahl ohne Kandidaten der regierenden Partei statt. Die UNE hatte bis zuletzt auf Sandra Torres, die Ex-Frau Präsident Coloms, gesetzt und es versäumt, rechtzeitig einen Ersatzbewerber ins Rennen zu schicken. Die Justiz hatte Torres' Kandidatur abgelehnt, weil es Familienangehörigen eines Präsidenten untersagt ist, dessen Amt zu übernehmen. Torres und Colom hatten sich extra scheiden lassen, um diese Bestimmung in der Verfassung zu umgehen.