In Libyen gekidnappt

ISIS-Geisel: Jetzt Chance auf Freiheit

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Neue Hoffnung für den entführten Linzer Dalibor S. in Libyen

„Wir wurden nicht gefoltert, auch sind wir von den Kidnappern gut behandelt worden“, berichteten die freigelassenen ISIS-Geiseln aus Bangladesch und Ghana dem Krisenstab im Wiener Außenministerium (siehe Kasten rechts) via Skype-Konferenz. Ebenso erzählten sie, dass der Linzer Dalibor S. am Leben war, als er am 6. März vom Al-Ghani-Öl-Feld in Zentrallibyen von bewaffneten ISIS-Milizen verschleppt wurde.

Wo der zweifache Familienvater (Tochter, Sohn) derzeit allerdings festgehalten wird, konnten die Freigelassenen nicht sagen. Sie wurden bereits zwei Tage nach ihrer Entführung von den übrigen Geiseln getrennt.

Linzer lebte, als er aus dem Camp verschleppt wurde
Hoffnung. Vermutet wird, dass Dalibor S. in Sirte an der libyschen Mittelmeerküste festgehalten wird. Die Geburtsstadt von Libyens Ex-Diktator Muammar Gaddafi wird von ISIS-Einheiten beherrscht. Das „Gaddafi Ouagadougou Konferenz Zentrum“ ist ihr Hauptquartier (siehe Grafik unten).

Manager. Dalibor S., ein Ex-Soldat, arbeitete für die österreichisch-maltesische Firma VAOS (Value-Added Oilfield Services). Er war für das Management des Al-Ghani-Camps verantwortlich.

Vor genau einem Monat stürmten schwer bewaffnete ISIS-Milizen das Ölfeld. Elf Sicherheitsleute wurden getötet. Der Linzer wurde mit einem Tschechen, vier Filipinos, den zwei Bangladeschi und einem Ghanaer verschleppt. In zwei Lastwagen brachten die ISIS-Killer die Geiseln ins rund 200 Kilometer entfernten Sirte. Hier kamen vor zwei Wochen die beiden Bangladeschi und der Ghanaer frei.

Nervenpoker. Sie wurden an der Stadtgrenze von Sirte libyschen Einheiten übergeben und schließlich ins Krankenhaus nach Misrata gebracht: „Nun konnten sie endgültig aus Libyen ausreisen und heim zu ihren Familien fliegen“, sagt Martin Weiss, Sprecher des Außenministeriums zu ÖSTERREICH. Der Nervenpoker um Dalibor S. geht allerdings weiter. Karl Wendl

 

Interview: „Geiseln sind nicht gefoltert worden“

Martin Weiss ist Sprecher des Außenamts und Mitglied des Libyen-Krisenstabs.

ÖSTERREICH: 3 Geiseln wurden freigelassen, was erzählten sie über den Österreicher?
Martin Weiss: Den freigelassenen Geiseln geht es körperlich gut. Experten des Krisenstabes konnten jetzt mit ihnen sprechen. Das Wichtigste: Sie erzählten, dass sie nicht gefoltert und gut behandelt wurden. Auch der Österreicher Dalibor S. lebte, als er entführt wurde.

ÖSTERREICH: Was wissen Sie noch über Dalibor S.?
Weiss: Wenig. Sie wurden bereits am zweiten Tag der Entführung von den anderen Öl-Arbeitern getrennt. Über den Verbleib von Dalibor S., einem Tschechen und vier Filipinos wissen sie leider nichts.

ÖSTERREICH: Wie kamen die drei Männer frei?
Weiss: Sie wurden von den Entführern an eine Misrata-Gruppe übergeben, die gegen ISIS-Milizen kämpft. Genaue Details sind mir nicht bekannt. (wek)

VIDEO: Linzer von ISIS verschleppt

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