6.3 Mio. Israeli wählen heute: Benny versus Bibi lautet das Wahlduell um die Macht.
Benjamin „Bibi“ Netanjahu (69) ist ein politisches Langzeit-Phänomen: Seit einem Jahrzehnt steht er als Premier an der Staatsspitze. Davor war er bereits von 1996 bis 1999 Premier. Im Juli würde er den Rekord des Staatsgründers David Ben-Gurion mit 13-jähriger Regierungszeit brechen.
„Netanjahu – rechts, stark, erfolgreich“, ist sein Wahlslogan. Er verkauft sich als rechter Hardliner gegen die Palästinenser, als starker Mann, der die Interessen Israels mit Härte vertritt. Er sorgte dafür, dass US-Präsident Trump die US-Botschaft nach Jerusalem verlegt und die Golanhöhen als Teil Israels anerkannt hat. „Bibi“, der Beschützer Israels: Trump-Freund, Putin-Partner, Merkel-Vertrauter.
Netanjahu nur mit rechten & religiösen Parteien vorne
Netanjahu galt als unbesiegbar. Bis Ende des Jahres Benny Gantz (59) in den Polit-Ring stieg. Gantz ist ein Hüne: 195 Zentimeter groß, Ex-Generalstabschef, kriegserfahren, Harley-Fahrer, vierfacher Familienvater, ein Kumpeltyp. Aber: Er ist ein Politneuling.
Für die Wahl hat er sich mit zwei weiteren Ex-Generälen zusammengetan, und mit Jair Lapid, populärer Politiker der Mitte. Gemeinsam bilden sie das Bündnis „Blau-Weiß“, um das Land zu verändern. Alle Umfragen sehen Benny klar vor „König Bibi“.
Dennoch sind seine Chancen auf einen Sieg im Rennen um den Premierminister gering. Sein Bündnis Blau-Weiß würde zwar aktuell 32 Mandate erhalten. Netanjahus Likud-Partei nur 27. In der Knesset, dem israelischen Parlament, käme der liberale Block aber nur auf 56 Sitze. Netanjahus rechter Block dagegen hätte 64, so die Umfragen.
Skandal
Abgestürzt in der Beliebtheit ist Netanjahu letztlich durch Affären: Mit Zigarren und Champagner soll er sich positive Berichterstattung erkauft haben. Bei einem U-Boot-Deal soll er mitgeschnitten haben. Wegen Bestechlichkeit, Betrug und Untreue wurde er angeklagt. Dem Verfahren muss er sich stellen, egal, wie die Wahl ausgeht. Karl Wendl