Gaza-Krieg

Israel schickt für Geisel-Deal Delegation nach Doha

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 Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas intensivieren die Vermittler ihre Bemühungen um eine Einigung auf eine Waffenruhe, mit der eine drohende israelische Bodenoffensive in Rafah zumindest vorerst abgewendet werden könnte.  

Das israelische Kriegskabinett beschloss am Samstagabend, in den kommenden Tagen eine Delegation zu weiteren Gesprächen nach Katar zu entsenden, meldete der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid vom Nachrichtenportal "Axios".

  Zuvor hatte ein wichtiges Treffen der Vermittler Ägypten, Katar und USA unter Beteiligung einer israelischen Delegation in Paris dazu beigetragen, die zuvor festgefahrenen Verhandlungen über eine Feuerpause und die Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas wieder in Gang zu bringen. Israelische Vertreter machten allerdings am Samstag deutlich, dass bis zu einer Einigung noch eine gute Wegstrecke zurückzulegen sei.

Tausende Menschen demonstrierten am Samstagabend in mehreren israelischen Städten für die Freilassung der Geiseln und gegen die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu. Dabei kam es örtlichen Medienberichten zufolge zu Chaos und gewaltsamen Zusammenstößen von Regierungsgegnern mit der Polizei. In Tel Aviv versuchte eine Gruppe von Protestierenden, eine Schnellstraße zu blockieren. Die Polizei setzte in der Stadt Wasserwerfer und berittene Beamte ein, um die Demonstranten zu vertreiben. 21 Personen seien festgenommen worden, hieß es. Es habe Verletzte gegeben.

Oppositionsführer Yair Lapid verurteilte das Vorgehen der Polizei. "Das gewaltsame Vorgehen der Polizei heute Abend gegen Demonstranten, darunter die Familien der Geiseln, ist gefährlich, antidemokratisch und darf nicht weitergehen", zitierten Medien aus einer Erklärung Lapids.

Offensive in Rafah

Israels Regierungschef Netanyahu will trotz der laufenden Verhandlungen über eine Waffenruhe die Pläne für eine Militäroffensive in Rafah im Süden Gazas, zügig auf den Weg bringen. Er werde zu Wochenbeginn das Kabinett einberufen, um den Einsatzplan genehmigen zu lassen, teilte er am Samstagabend auf X, vormals Twitter, mit. Der Plan werde auch die Evakuierung der Zivilisten einschließen. Die Arbeitswoche beginnt in Israel am Sonntag.

International wird die geplante Offensive heftig kritisiert. Selbst Verbündete wie die USA rufen Israel zur Zurückhaltung auf, weil in Rafah 1,5 Millionen Palästinenser auf engstem Raum und unter elenden Umständen Schutz vor den Kämpfen in den anderen Teilen des abgeriegelten Küstengebiets suchen. "Nur eine Kombination aus militärischem Druck und hart geführten Verhandlungen wird zur Freilassung unserer Geiseln, zur Eliminierung der Hamas und zur Verwirklichung aller Kriegsziele führen", schrieb indes Netanyahu.

Während einer von Katar vermittelten einwöchigen Feuerpause im vergangenen November waren im Rahmen eines Abkommens zwischen Israel und der Hamas 105 Geiseln im Gegenzug für 240 palästinensische Häftlinge freigelassen worden. Derzeit befinden sich noch rund 130 Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen.

Die Hamas hatte am 7. Oktober vergangenen Jahres zusammen mit anderen extremistischen Gruppen den Süden Israels überfallen, 1.200 Menschen getötet und weitere 250 in den Gazastreifen verschleppt. Dies war der Auslöser des Krieges gewesen. Nach israelischen Schätzungen dürften nach fast fünf Monaten Krieg nur noch rund 100 der Geiseln in der Gewalt der Hamas am Leben sein.
 

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