Die Wärter sollen Häftlinge stundenlang gefoltert haben.
Die italienische Polizei hat 52 Gefängnisbeamte wegen des Verdachts der Misshandlung von Gefangenen festgenommen. Diese sollen vor einem Jahr nach einer Revolte in der Strafanstalt von Santa Maria Capua Vetere in der Nähe von Caserta nördlich von Neapel Hunderte Sträflinge stundenlang gefoltert haben, so der Verdacht der Justizbehörden. Der Vorfall ereignete sich im April 2020.
Die betroffenen Spezialkräfte der Strafvollzugspolizei werden der Brutalität verdächtigt und könnten auch wegen Folter angeklagt werden, hieß es aus Justizkreisen. Ein Untersuchungsrichter berichtete, dass Gefangene gezwungen worden seien, sich auszuziehen und niederzuknien. Wächter, die Helme trugen, um nicht identifiziert zu werden, seien mit Knüppeln auf sie los gegangen. Die Ermittler sprachen von einem "Massaker", das vier Stunden gedauert haben soll.
"Wie Kälber töten"
Einige der Verdächtigen sollen sich auch Botschaften via Messenger-Dienst Whatsapp geschickt haben - "Wir werden sie wie Kälber töten" und "Wir werden die Bestien zähmen" war dabei zu lesen. "Sie haben vier Stunden Hölle erlebt", hieß es in einer anderen Nachricht, wie italienische Medien am Mittwoch berichteten. Zu den Verdächtigten zählen auch Ärzte, die falsch bescheinigt hätten, dass einige Wärter bei den Zusammenstößen verletzt worden seien.
Die Häftlingsrechtsorganisation Antigone forderte nun eine sofortige Aufklärung. Justizministerin Marta Cartabia sagte, sie habe "Vertrauen" in Italiens Strafvollzugspolizei. Die Gewerkschaften der Gefängnisaufseher SPP und USPP nannten die Verhaftungen "unverhältnismäßig" und "unverständlich".
Nach Ausbruch der Coronavirus-Epidemie in Italien war es im März 2020 zu Revolten in mehreren italienischen Gefängnissen gekommen. Grund für die Proteste waren die Maßnahmen gegen das Coronavirus. So wurden Besuche von Verwandten ausgesetzt. Außerdem beklagten Insassen schlechte hygienische Zustände in den stark überfüllten Strafanstalten.
Bei den Revolten, die in rund 30 italienischen Gefängnissen ausbrachen, kamen mindestens 13 Insassen ums Leben. Einige Sträflinge plünderten die Krankenabteilungen der Gefängnisse und nahmen Medikamente, vermutlich Methadon, ein. Einige von ihnen starben an einer Überdosis.