G-7 ächtet Währungskrieg

Japan sieht sich nicht am Pranger

Teilen

G-7 bekennen sich zu freien Wechselkursen - Anleger bleiben unbeeindruckt - Japan sieht sich nicht am Pranger - Weltbank-Ökonom warnt vor Währungskrieg.

Die führenden Industrie-Nationen (G-7) bekennen sich zu freien Wechselkursen und wollen so einen Währungskrieg abwenden. Die Kurse sollten von den Märkten bestimmt werden, bekräftigten die G-7-Länder am Dienstag. Zugleich suchen die USA, Japan, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien den Schulterschluss: "Wir werden uns weiter eng zum Thema Devisenmärkte abstimmen und entsprechend zusammenarbeiten."

Laut Weltbank besteht aber auch Handlungsbedarf im größeren Kreis der Industrie- und Schwellenländer (G-20), die sich am Wochenende in Moskau treffen: "Wir befinden uns nicht im Währungskrieg, könnten aber darauf zusteuern", warnte der Chefökonom des Instituts, Kaushik Basu.

Pikanterweise hatte mit Japan ein Land aus dem G-7-Kreis die Debatte mit einer Geldschwemme seiner Notenbank ausgelöst. Sie schickte den Yen auf Talfahrt und verschaffte japanischen Firmen Wettbewerbsvorteile im Ausland. Dies löste weltweit Furcht aus, andere Staaten könnten nachziehen. Japans Finanzminister Taro Aso betonte, sein Land stehe nicht am Pranger: "Die G-7 haben voll anerkannt, dass die von uns unternommenen Schritte zur Bekämpfung der Deflation nicht darauf gerichtet sind, die Devisenmärkte zu beeinflussen."

Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble sagte in Brüssel, er hoffe, dass sich alle G-7-Länder an die Vereinbarung hielten. Im übrigen gebe es in Europa kein Wechselkursproblem, sondern "anderswo". Auch die ultralockere Geldpolitik der USA steht in der Kritik: Sie treibt Kapital in Schwellenländer wie Brasilien, wo noch deutlich höhere Renditen zu erzielen sind und die Landeswährung unter Aufwertungsdruck gerät. Laut Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem wird das Thema Wechselkursdumping auf dem bevorstehenden G-20-Treffen in Moskau zur Sprache kommen, wo auch die großen Schwellenländer mit am Tisch sitzen.

Anleger am Aktienmarkt und Euro-Investoren zeigten sich von der G-7-Erklärung unbeeindruckt: Der Dax blieb leicht im Minus, der Euro notierte weiter knapp unter 1,34 Dollar. Vor allem Frankreich hatte beklagt, die derzeitige Euro-Stärke habe Nachteile für die europäische Wirtschaft. Finanzminister Pierre Moscovici hatte das Thema zu Wochenbeginn auch in der Eurogruppe zur Diskussion gestellt. Der Wechselkurs sei zwar Sache des Marktes, dennoch könne die Politik in abgestimmter Weise alle Instrumente nutzen, um für Stabilität zu sorgen.

Die deutsche Wirtschaft reagiert auf die Aufwertung des Euro indes gelassen: "Direkte Gefahren für die deutschen Exporte sehen wir im Moment erst einmal nicht", sagte der Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Alexander Schumann, in Berlin.

Die führenden Staaten müssten handeln, bevor die zunehmenden Spannungen erneut eine weltweite Wirtschaftskrise auslösten, betonte Weltbank-Chefökonom Basu kurz vor dem am Freitag beginnenden G-20-Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in Moskau. Dort werden am Samstag auch Bundesbankchef Jens Weidmann und Schäuble gemeinsam vor die Presse treten. Eine weltweite Zusammenarbeit bei Wechselkursen sei durchaus möglich, sagte Basu. Dazu müsse aber entschlossen gehandelt werden. Die unkonventionellen Maßnahmen der Notenbanken in den USA, Europa und Japan hätten sich für die Bekämpfung der Krise als nützlich erwiesen.: Die Auswirkungen dieser Maßnahmen "beginnen aber, sich auf die globale Situation auszuwirken". Auch die EZB mahnte, der Wechselkurs dürfe nicht von außen gesteuert werde. "Er sollte nicht zum politischen Ziel gemacht werden", forderte EZB-Vizechef Vitor Constancio.

Zuvor hatte auch Bundesbank-Präsident Weidmann vor den Folgen eines staatlich betriebenen Wechselkurs-Dumpings gewarnt. "Versuchen mehr und mehr Länder, die eigene Währung zu drücken, kann dies am Ende in einen Abwertungswettlauf münden, der nur Verlierer kennen wird", mahnte der Bundesbank-Chef in Freiburg.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hält unterdessen an ihrer seit Herbst 2011 geltenden Wechselkurspolitik zum Euro fest. Die Kursuntergrenze von 1,20 Franken pro Euro werde solange wie nötig beibehalten, sagte Notenbankchef Thomas Jordan in Genf. Der Franken sei weiterhin stark. Die SNB sei bereit, bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.