Tödlichste Insel der Welt

'Jeden, den sie fangen, essen sie'

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Die Sentinelesen leben völlig isoliert und können nur bis zwei zählen.

Der gewaltsame Tod des 27-jährigen US-Bürgers John Chau hat eines der am stärksten isolierten Völker der Erde in den Blickpunkt gerückt. Angehörige des Stammes der Sentinelesen auf der Andamanen-Insel North Sentinel beschossen Chau laut Medienberichten mit Pfeilen, als dieser unerlaubterweise auf die Insel kam und versuchte, die Bewohner zu missionieren.

Seit Tausenden Jahren auf der Insel

Über das winzige Inselvolk, das jeglichen Kontakt zur Außenwelt und moderne Einflüsse auf seine Lebensweise ablehnt, ist nur wenig bekannt. Die indische Regierung akzeptiert den Wunsch der Inselbewohner nach Abgeschiedenheit und verbietet es, sich den Bewohnern auf weniger als fünf Kilometer zu nähern. Auf das Fotografieren und Filmen der Sentinelesen stehen mittlerweile strenge Strafen. Umso größer ist die Faszination, die das Inselvolk ausübt.

North Sentinel gehört zu den indischen Andamanen und liegt etwa 50 Kilometer westlich von Port Blair, der Hauptstadt des Archipels im Indischen Ozean. Mit einer Fläche von rund 75 Quadratkilometern besitzt die Insel nur weniger als ein Fünftel der Größe von Wien.

Nach Angaben der Organisation Survival International, die sich für den Schutz indigener Völker einsetzt, stammen die Sentinelesen von den ersten Gruppen des Homo sapiens ab, die von Afrika in andere Erdteile wanderten. Auf den Andamanen leben sie demnach bereits seit 60.000 Jahren. Andere Experten halten dies nicht für erwiesen, gehen aber zumindest davon aus, dass die Sentinelesen bereits seit mehreren Tausend Jahren dort siedeln.

Marco Polo beschrieb Volk

Bereits Marco Polo soll die Sentinelesen 1296 in seinen Aufzeichnungen erwähnt haben. Der venezianische Händler schrieb dazu: „Sie scheinen sehr gewalttätig und grausam. Jeden, den sie fangen, essen sie.“

Da Fremden der Zugang zu North Sentinel verboten ist, kann die Zahl der Bewohner nur geschätzt werden. Es sollen rund 150 Sentinelesen sein. Auf den wenigen Fotos, die aus der Luft von ihnen gemacht wurden, ist zu erkennen, dass sie dunkle Haut haben und keine Kleidung tragen.

Allerdings fertigen sie offenbar aus Blättern und anderen Naturmaterialien Schmuck wie Ketten oder Stirnbänder an. Chau schrieb kurz vor seinem Tod nieder, dass die Inselbewohner etwa 1,65 Meter groß und ihre Gesichter mit gelbem Puder bemalt seien.

Nur bis zwei zählen

Die Sentinelesen sind ein Volk der Jäger und Sammler und finden ihre Nahrung im Wald, der praktisch ihre gesamte Insel bedeckt, sowie im Meer. Laut Survival International ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Entwicklung der Sentinelesen in der Steinzeit stehen geblieben ist. Ebenso verwendeten sie mittlerweile auch Metall, das sie auf Schiffswracks finden oder das vom Meer angespült wird.

Der Ethnologe Vishvajit Pandya konnte die Lebensweise der Sentinelesen bei einem kurzen Besuch beobachten. Laut ihm können die Bewohner nur bis zwei zählen und sprechen keine bekannte Sprache. Sie bewegen sich mit Kanus fort und beschützen Feuer so, als als könnten sie es nicht jederzeit machen.

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