Etwa jedes sechste Schulkind im Alter von elf bis 15 Jahren ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2022 in Onlinediensten gemobbt worden.
Dies bedeutet einen Anstieg um drei Punkte innerhalb von vier Jahren, wie aus einer am Mittwoch in Kopenhagen veröffentlichten Studie hervorgeht. "Dieser Bericht ist ein Alarmsignal, das uns nötigt, gegen Gewalt vorzugehen, wann und wo sie entsteht", betonte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge.
Der Anteil körperlicher Übergriffe blieb den Studienergebnissen zufolge mit elf Prozent nahezu stabil, er lag vier Jahre zuvor bei zehn Prozent. Die virtuellen Formen der Gewalt unter Gleichaltrigen nahmen demnach jedoch seit Beginn der Corona-Pandemie stark zu.
"Da junge Menschen bis zu sechs Stunden am Tag online verbringen, können selbst kleine Veränderungen der Mobbing-Raten tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden Tausender Menschen haben", betonte Kluge. Laut der neuen Studie gaben 15 Prozent der Buben und 16 Prozent der Mädchen an, in den vergangenen Monaten mindestens einmal online belästigt worden zu sein.
Studie aus 44 Ländern
Die Studie basiert auf Aussagen von knapp 280.000 Kindern und Jugendlichen in 44 Ländern in Europa, Zentralasien und Kanada. Die höchsten Raten von Cybermobbing wurden bei Buben in Bulgarien, Litauen, Polen und Moldau verzeichnet, die geringsten Anteile bei Buben in Spanien.
Einer von acht jungen Menschen räumte ein, selbst schon andere gemobbt zu haben. In fast allen Ländern waren elf Jahre alte Buben und 13 Jahre alte Mädchen am stärksten betroffen. Der Wohlstand der Eltern hatte nach der Studie keinen oder kaum einen Einfluss. Lediglich in Kanada waren Mädchen aus ärmeren Familien deutlich häufiger von Cybermobbing betroffen als Mädchen aus reicheren Familien.
"Es ist notwendig, der verschiedenen Formen von Gewalt unter Gleichaltrigen besser zu untersuchen", heißt es in dem Bericht. Junge Menschen aber auch Familien und Schulen müssten besser über Cybermobbing und dessen Auswirkungen aufgeklärt werden. Zudem sollten Onlinedienste besser reguliert werden, um die Gefährdung dieses Phänomen zu begrenzen.
Manche Mobbingopfer leiden der Studie zufolge unter Kopf- und Bauchschmerzen bis hin zu Angstzuständen und Depressionen. Die Folgen spüren viele Betroffene auch noch Jahre später.