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"Wollen keine Karte"

Kein Bargeld mehr: Flüchtlinge reisen wegen Bezahlkarte ab

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Wegen der Einführung einer Bezahlkarte für Flüchtlinge in Thüringen sind bereits die ersten Flüchtlinge abgereist.

Deutschland. In zwei Thüringer Landkreisen gibt es derzeit Testläufe für Bezahlkarten für Flüchtlinge. Im Kreis Greiz wurden bereits 200 Bezahlkarten an Flüchtlinge ausgeteilt – bis Monatsende sollen alle 740 eine haben.

Die Karte sei regional beschränkt, damit bleibe das Geld im Landkreis, erklärt die Thüringer Landrätin Martina Schweinsburg. "Nur wenn sie persönlich zur Aufladung erscheinen, wird aufgeladen. Das ist keine unzumutbare Einschränkung. Das Gesetz verpflichtet sie, sich in den ersten drei Monaten nur in dem Kreis aufzuhalten, in den sie zugewiesen wurden", so Schweinsburg.

"Wollen keine Karte, wollen Bargeld"

Teils habe es Beschwerden gegeben, dass Kredite im Ausland nicht mehr bedient werden könnten. Schweinsburg sagt dazu: "Genau das ist nicht gewollt." Andere Asylbewerber seien froh, dass sie nicht mehr das ganze Bargeld für einen Monat mit sich herumtragen müssten.

"Die meisten akzeptieren die Umstellung und sind froh, dass sie überhaupt etwas bekommen. Aber bereits im Dezember haben 15 Flüchtlinge gesagt 'Wir wollen keine Karte, wir wollen Bargeld‘ und sind kurz darauf abgereist", sagt die zuständige Chefin für Flüchtlingsbetreuung, Dagmar Pöhland gegenüber "Bild".

Pöhland: Umgang mit Geld lernen

Die Bezahlkarte werde die Spreu vom Weizen trennen, so Pöhland weiter. "Wer wirklich auf der Flucht ist, dem ist die Auszahlungsweise egal. Sie kaufen Kleidung oder Lebensmittel. Aber manche holen sich davon auch überteuerte Handys, vor allem Jüngere und Alleinreisende", sagt die zuständige Flüchtlingsbetreuungs-Chefin.

Bisher habe der Staat zu viel Missbrauch zugelassen, kritisiert Pöhland. Durch die Karte müssten die Flüchtlinge den Umgang mit Geld lernen. Für eine bessere Integration brauche es vor allem einen besseren Zugang zu Schulen und medizinischer Betreuung.

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