Sonderweg

Kein Lockdown: Südtirol ignoriert Weisungen aus Rom

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Obwohl die Provinz als rote Zone eingestuft wird, bleiben Geschäfte und Restaurants offen. 

 Südtirol geht in der Coronakrise weiterhin seinen eigenen Weg. Die autonome Provinz trotzt zur Zeit den gesamtstaatlichen Bestimmungen. Denn obwohl Südtirol laut der nationalen Einstufung bereits seit geraumer Zeit als "rote Zone" ausgewiesen ist und damit das öffentliche Leben weitgehend ruhen müsste, läuft das Leben unter gewissen Einschränkungen weitestgehend normal ab.
 
Geschäfte, Bars und Restaurants sind unter Berücksichtigung von Zugangsbegrenzungen je nach Größe geöffnet. Es gilt eine Ausgangssperre zwischen 22.00 und 5.00 Uhr. In dieser Zeit darf die Bevölkerung nur aus triftigen Gründen unterwegs sein. Dazu zählen Arbeit, Gesundheit oder Treffen von nicht zusammenlebenden Partnern.
 

Skigebiete geschlossen

Lediglich das kulturelle Leben liegt auch in Südtirol weitgehend brach. So sind Theater und Kinos geschlossen, Konzerte oder andere Veranstaltungen sind untersagt. Es gilt die Abstandsregel von einem Meter und auch im Freien ist das Tragen eines Mund-Nasenschutzes Pflicht. Eine Vorschrift zum Tragen von FFP2-Masken gibt es in Südtirol jedoch nicht.
 
Die Skigebiete sind zwar geschlossen, allerdings hatten sich die Betreiber selbst, vor allem jene der größeren Skigebiete, aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Öffnung ausgesprochen. Allein mit der einheimischen Bevölkerung, so das Argument, könnten die laufenden Kosten nicht gedeckt werden. Außerdem würde man mit einer Öffnung nicht in den Genuss staatlicher Hilfen kommen.
 

Autonome Zuständigkeit

Möglich sind diese Abweichung von den staatlichen Bestimmungen aufgrund eines Landesgesetzes, das der Südtiroler Landtag zum Ende der ersten Welle im Mai erlassen hatte, um eine schnellere Öffnung zu ermöglichen. Dabei wurden autonome Zuständigkeiten ausgeschöpft.
 
Der derzeitige Sonderweg wird in Südtirol damit begründet, dass es unterschiedliche Interpretationen der Zahlen gebe. Während der Staat die Einteilung der Regionen in unterschiedliche Farben aufgrund des Reproduktionsfaktors vornimmt, orientiert sich die Südtiroler Landesregierung an den Auslastungen in den Krankenhäusern.
 
Gesundheitslandesrat Thomas Widmann (SVP) verwies auf die relativ stabile Situation in den Krankenhäusern. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass die Gesundheitsstrukturen stärker belastet werden, werde man die Regeln sofort ändern. Oberstes Ziel sei es, das Gesundheitssystem zu schützen.
 
 Widmann führte die unterschiedliche Interpretation der Zahlen auch darauf zurück, dass in Südtirol viel mehr getestet werde als im restlichen Staatsgebiet. Durchschnittlich würden täglich rund 10.000 Tests durchgeführt. Dadurch würde man natürlich auch mehr Corona-Positive finden. Es könne aber nicht sein, dass jene, die fleißig testen, bestraft würden, so der Gesundheitslandesrat.
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