Experten: "Dringliche Bedrohung"

Killerpilz ist auf dem Vormarsch

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Der Hefepilz Candida auris ist weltweit auf dem Vormarsch. Besorgniserregend: Zwischen 30 und 60 Prozent der Infizierten sterben. Die Ansteckungsgefahr für Menschen mit intakter Immunabwehr gilt als nicht extrem hoch.

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) hat den Hefepilz Candida auris bereits als "dringliche Bedrohung" eingestuft. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte den Hefepilz in einer 2023 veröffentlichten Liste zur Priorisierung von Pilzen, die Infektionen des Menschen verursachen, in die höchste Prioritätsstufe ein – als einen von nur vier Erregern. Die Experten beobachten den Pilz so genau, weil er mehrere Eigenschaften hat, die aus medizinischer Sicht beunruhigend sind. Das sind vor allem diese zwei Aspekte: 

  1.  Zwar kann Candida auris nicht über die Atemluft, sondern ausschließlich über direkten Kontakt übertragen werden, kann besonders in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen schlimme Folgen haben. Dort kann der Hefepilz von Patient zu Patient "wandern" und dann sogenannte nosokomiale Infektionen verursachen. Dies kann über Schmierinfektionen erfolgen, also etwa über kontaminierte Oberflächen medizinischer Apparate.
  2. Candida auris hat eine ausgeprägte Resistenz gegenüber gängigen Pilzarzneien (Antimykotika). Der Pilz könne relativ zügig auch neue Resistenzen gegen weitere Arzneien entwickeln. Auch über eine erhöhte Resistenz gegenüber Desinfektionsmittel wurde berichtet. 

Für Menschen mit geschwächter Immunabwehr, etwa Intensivpatienten oder frisch Operierte, kann er zur ernsthaften Bedrohung werden – bei einer Ansteckung kann der Verlauf sogar tödlich enden. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC schätzt, dass zwischen 30 und 60 Prozent aller Infektionen, bei denen Candida auris in den Körper eindringt, tödlich enden, schreibt die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES auf ihrer Homepage.

Die Ansteckungsgefahr für Menschen mit intakter Immunabwehr gilt als nicht extrem hoch. 

So ist die Situation in Österreich 

Im Jänner 2018 wurde dieser Krankheitserreger durch die AGES erstmalig in Österreich nachgewiesen. Ein Patient hatte in der Steiermark wegen langandauernder Gehörgangsentzündung einen niedergelassenen Arzt aufgesucht, der zwecks Untersuchung auf mikrobielle Krankheitserreger einen Ohrabstrich zur AGES einsandte. Der österreichische Patient wurde erfolgreich behandelt, berichtet die AGES. 

In den folgenden Jahren gab noch weitere vier Fälle (zwischen Februar 2020 und April 2022) in Österreich. Zwei von den Betroffenen waren zuvor in Spanien und Griechenland in Spitalsbehandlung. 

Vermehrt Ausbrüche

Der Pilz, der erstmals 2009 in Japan im äußeren Gehörgang einer 70-jährigen Patientin (Anm. Auris ist das lateinische Wort für Ohr) nachgewiesen wurde, hat sich inzwischen auf der ganzen Welt verbreitet. Zuletzt stiegen vor allem in den USA die Fallzahlen deutlich an. Aber auch in Europa beobachtete das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) vermehrt Ausbrüche, etwa in England, Spanien und Italien. Auch in Deutschland seien die Fallzahlen seit 2020 deutlich gestiegen, wie "RP online" berichtet.

In Europa wurden seit 2013 insgesamt 620 Fälle in sieben Staaten gemeldet (Spanien, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Frankreich, Belgien, Norwegen, Österreich).

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