First Lady und First Daughter distanzieren sich vom Präsidenten.
Was ist bloß los im Hause Trump? Entwickelt sich etwa ausgerechnet die eigene Familie zum Hort des Widerstands gegen den US-Präsidenten? Nachdem bereits die Präsidententochter Ivanka Trump vor einigen Tagen auf relativ deutliche Distanz zur Einwanderungspolitik und den Medienattacken von Donald Trump gegangen war, hat sich nun auch die First Lady abermals von ihm abgegrenzt. Diesmal ging es um den Basketballstar LeBron James.
Melania Trump erklärte sich solidarisch mit James, der im Streit mit ihrem Mann liegt und den der Präsident als unterbelichtet beschimpft hatte. Das afroamerikanische Sportidol scheine "gute Dinge für unsere nächste Generation zu tun", ließ daraufhin die First Lady über ihre Sprecherin mitteilen.
Mit ihrem Lob bezog sie sich auf eine von James eröffnete Grundschule für Kinder aus prekären Verhältnissen in seiner Heimatstadt Akron im Bundesstaat Ohio. Die Präsidentengattin bot sogar an, die Schule zu besuchen.
Wirkte wie ein Rüffel für den Ehemann
Dies wirkte geradezu wie ein Rüffel für den Ehemann, der über ein Interview des CNN-Moderators Don Lemon mit dem Basketballer gelästert hatte: "LeBron James wurde gerade vom dümmsten Mann im Fernsehen interviewt. Er ließ LeBron klug aussehen, was nicht einfach ist." In dem Interview hatte James dem Präsidenten vorgeworfen, die Spaltung der US-Gesellschaft entlang der Rassengrenzen zu vertiefen.
Kaum minder deutlich als die First Lady hatte zuvor die First Daughter ihre Distanz zum Präsidenten markiert. Bei einer Veranstaltung in Washington bezeichnete Ivanka Trump die Trennungen von Migrantenfamilien als "Tiefpunkt". Auch verneinte sie, dass sie die Medien als "Feinde des Volkes" betrachte - eine von ihrem Vater ausgesprochene Schmähung.
Mehr noch als Ivanka Trump hat die First Lady in den vergangenen Monaten in Worten und Gesten offenbar einen gewissen Grad an Unabhängigkeit vom Präsidenten zu demonstrieren versucht. So ließ sie sich zu Jahresbeginn nach den Berichten über das angebliche einstige Sexabenteuer ihres Mannes mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels ganze zwei Wochen lang nicht in der Öffentlichkeit blicken.
First Lady kritisierte Familientrennungen
Im Juni - also deutlich vor Ivanka Trump - kritisierte sie dann die Familientrennungen. Das Land müsse "mit Herz" regiert werden, erklärte sie dazu. Auch besuchte Melania Trump Heime für Migrantenkinder an der Grenze.
Und als neulich die "New York Times" berichtete, Trump sei erbost darüber gewesen, dass auf dem Fernseher seiner Frau im Präsidentenflugzeug Air Force One der von ihm gehasste Sender CNN eingestellt gewesen sei, erklärte ihre Sprecherin Stephanie Grisham kurz und knapp: Die Präsidentengattin schaue "jeden Kanal, den sie will".
Spruch auf Jacke löst Irritation aus
Die Haltung von First Lady und First Daughter zur Politik des Präsidenten ist Gegenstand von viel Spekulation. Vor allem die generell sehr schweigsame Melania Trump ist zu einer Art Washingtoner Sphinx geworden. Bis heute ist etwa auch ungeklärt, was der Spruch zu bedeuten hatte, den sie bei einem ihrer Besuche an der Grenze auf der Jacke trug: "Es ist mir wirklich egal. Und Dir?"
Manche Kritiker meinten, daraus ablesen zu können, dass der First Lady das Schicksal der Migrantenkinder letztlich doch herzlich gleichgültig sei. Ihr Mann wiederum deutete den Spruch als Kritik an den Medien. Melania Trump selbst aber lieferte keine Erklärung nach.
All das Rätselraten um die Motive der First Lady wie auch First Daughter bedeutet letztlich aber auch, dass sie als Hoffnungsträgerinnen für die Trump-Gegnerschaft wohl kaum taugen. Nicht nur, dass ihre Kritik bisher nur punktuell kommt. Auch dürften die bisherigen eineinhalb Jahre Trump hinlänglich gezeigt haben, dass seine Frau und Tochter kaum imstande sind, einen mäßigenden Einfluss auf den Präsidenten auszuüben.