Anne Hidalgo (54) wird Bürgermeisterin der französischen Hauptstadt.
In Paris steht erstmals eine Frau an der Spitze des Rathauses: Die Sozialistin Anne Hidalgo eroberte bei der Kommunalwahl
am Sonntag das Bürgermeisteramt in der französischen Hauptstadt. Die 54-Jährige hatte zwar einige Mühe, ihre schillernde Konkurrentin Nathalie Kosciusko-Morizet von der konservativen UMP abzuhängen, mithilfe der Grünen errang sie dann aber doch einen klaren Sieg.
Hidalgo war lange Jahre Stellvertreterin ihres Parteifreundes Bertrand Delanoe, der 2001 zum überhaupt ersten Mal das Rathaus in Paris für die Linke gewonnen hatte. Die Verwaltung und die Probleme der Stadt - vom fehlenden Wohnraum über die Verkehrsbelastung bis hin zur Kriminalität - kennt sie daher in- und auswendig. Trotz der ihr zugestandenen Kompetenz wurde im Wahlkampf bemängelt, dass ihr Charisma nicht an das des beliebten scheidenden Bürgermeisters heranreiche.
Fleißig, seriös und volksnah
Die im spanischen Andalusien geborene Tochter aus einer Arbeiterfamilie gilt als fleißig, seriös und volksnah. Kritiker werfen der Mutter von drei Kindern allerdings vor, hinter einer freundlichen Fassade knallhartes Machtgebaren zu verstecken. Als "eiserne Faust in Samthandschuhen" charakterisierte sie einst ein führender Grüner. Die in Lyon aufgewachsene einstige Arbeitsinspektorin, die 1994 den Sozialisten beitrat, hatte sich freilich auch ohne einen der in Paris üblichen Elite-Uni-Abschlüsse in der Politik durchsetzen müssen.
Ihre Mentorin war dabei die einstige Sozialistenchefin Martine Aubry, für die Hidalgo bereits im Arbeitsministerium und später als Sprecherin bei den sozialistischen Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur 2011 arbeitete. Den politischen Durchbruch ermöglichte ihr aber Delanoe, der seine Stellvertreterin, die im bürgerlichen 15. Arrondissement der Stadt kandidierte, schon 2009 für seine Nachfolge im Bürgermeisteramt auserkor.
Wurde Favoritenrolle gerecht
Im liberal gesinnten Paris galt Hidalgo von Anfang an als Favoritin bei der Kommunalwahl. Die Unzufriedenheit der Franzosen mit ihrer nationalen, sozialistischen Regierung machten der Kandidatin aber das Leben schwer: Nach einem erbittert geführten Wahlkampf lag in der ersten Runde ihre konservative Konkurrentin Kosciusko-Morizet überraschend sogar leicht vorne. Das konservative Lager hatte zuvor mit Attacken gegen Hidalgo nicht gespart und sie dabei sogar als plumpen "Dacia" im Rennen gegen den eleganten "Ferrari" Kosciusko-Morizet verspottet - oder als "Hausmeisterin".
Mit Hidalgo haben die Wähler von Paris nun eher auf Verlässlichkeit gesetzt: Die Sozialistin will die bisherige Politik ihres Vorgängers fortführen - etwa im Bereich Umweltschutz durch automatische Einschränkungen des Autoverkehrs im Falle hoher Luftverschmutzung. Auch die Zahl der Sozialwohnungen soll weiter ausgebaut werden. Vor allem aber soll Paris als Stadt "kreativ", "gemeinschaftsorientiert" und "offen" bleiben.