Drama in Chile

Kumpel müssen noch monatelang ausharren

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Die verschütteten Bergleute wissen noch nichts von ihrer Situation. Ein Psychiater soll sie nun darauf vorbereiten. Die Kumpel kommunizieren mit einem Funktelefon mit der Außenwelt. Die Vorräte werden über einen Schlauch in die Tiefe transportiert.

Die seit knapp drei Wochen unter Tage eingeschlossenen Bergleute in Chile hoffen, dass sie rasch das Tageslicht erblicken können. Was sie allerdings noch immer nicht wissen: Sie müssen noch bis in die Weihnachtszeit in 700 Meter Tiefe ausharren, denn die für eine Rettung notwendige Bohrung eines neuen Schachts wird voraussichtlich drei bis vier Monate dauern. Ein Psychologe soll sie nun auf diese Situation vorbereiten.

Kumpel telefonierten mit Präsidenten
Die Kumpel flehten dank eines Funktelefons Staatschef Sebastian Pinera um rasche Hilfe an. "Wir hoffen, dass ganz Chile sich anstrengen wird, damit wir aus dieser Hölle herauskommen", sagte der leitende Arbeiter Luis Urzua in einem Telefonat mit Pinera. "Herr Präsident, wir sind darauf angewiesen, dass Sie stark sind, dass uns so schnell wie möglich geholfen wird und dass man uns nicht aufgibt." Den Bergleuten gehe es gut, fügte Urzua mit ruhiger und fester Stimme hinzu.

"Sie werden nicht alleingelassen, und sie wurden nicht eine Sekunde alleingelassen", versicherte Pinera dem Arbeiter. "Die Regierung ist bei Ihnen. Das ganze Land ist bei Ihnen und ich möchte Ihnen versichern, dass Ihre Familien begleitet und unterstützt werden."

Nahrung über Schlauch
Über einen Schlauch wurden erste Vorräte in die Tiefe geschickt, wo die Bergleute bei relativ guter gesundheitlicher Verfassung auf ihre Rettung warten. Als Nahrung erhielten sie zunächst eine Glukoselösung sowie Medikamente, die Magengeschwüre verhindern sollen. Erst in den kommenden Tagen sollen die Verschütteten dann wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Gesundheitsminister Jaime Manalich sagte, dass dafür ein kalorienreiches Joghurt-Getränk, das speziell für Astronauten entwickelt wurde, zu den Bergleuten hinabgelassen werden soll. Chile bat unterdessen die US-Raumfahrtbehörde NASA um Unterstützung, denn die Situation der Bergleute ist vergleichbar mit Astronauten, die monatelang in Weltraumstationen ausharren.

Zwei Esslöffel Thunfisch und halbes Glas Milch
Die Bergleute berichteten von ihrer strikt reglementierten Überlebensstrategie der vergangenen Tage: Im Abstand von 48 Stunden gestatteten sich die Männer jeweils zwei Esslöffel Thunfisch und ein halbes Glas Milch. Zudem tranken die Kumpel das Wasser, das von den Höhlenwänden lief. Die Männer verlangten nun nicht nur nach Nahrung und Zahnbürsten, sondern auch nach etwas für ihre Augen, die unter dem Staub leiden.

Kumpel singen "Chi-chi-chi Le-le-le"
"Herr Minister, es geht uns allen gut", sagte einer der Bergleute, der sich als "Luis Urzua, Schichtleiter" vorstellte. Der Arbeiter fragte den Bergbauminister Laurence Golborne nach dem Schicksal der Kollegen, die zum Zeitpunkt des Einsturzes der Mine auf dem Weg nach draußen waren. "Alle sind unversehrt herausgekommen", sagte Golborne. "Es gab keine Opfer." Die Verschütteten reagierten auf die Nachricht mit lautstarkem Jubel und riefen den bei Sportveranstaltungen üblichen Schlachtruf "Chi-chi-chi Le-le-le" und stimmten die Nationalhymne ein.

Die Bergleute sind offenbar nur wegen einer fehlenden Leiter am Lüftungsschaft nicht rechtzeitig ins Freie gelangt. "Sie versuchten herauszukommen. Aber ihnen fehlte schlicht die Leiter dazu", sagte Golborne. Demnach hätten die Kumpel innerhalb der folgenden zwei Tage nach dem Einsturz der Mine ins Freie gelangen können. Erst nachträgliche Erdrutsche hätten den Zugang zum Lüftungsschacht dann endgültig versperrt.

Die Bergarbeiter harren seit dem 5. August in knapp 700 Metern Tiefe unter Tage aus. Damals stürzte die kleine Gold- und Kupfermine San Jose am Rand von Copiapo in der Atacama-Wüste, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, ein. Am Sonntag schickten die Verschütteten über eine heruntergelassene Sonde zwei kleine Briefe als erstes Lebenszeichen an die Außenwelt und lösten damit einen landesweiten Freudentaumel aus.

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