Nach Putschversuch

Kurden warnen vor Massenflucht aus Türkei

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Hunderttausende könnten nach Europa kommen, wenn Erdogan seinen harten Kurs beibehält.

Seit dem Putschversuch in der Türkei sind die Beziehungen zwischen der EU und der Türkei stark angeschlagen. Besonders die harten Worte zwischen VP-Außenminister Sebastian Kurz und türkischen Diplomaten sorgten für Aufsehen.  Kurz und die deutsche Bundeskanzlerin mahnten den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan zur Mäßigung und Verhältnismäßigkeit.

Erdogan schockte mit seinem harten Durchgreifen gegen mögliche Putschisten und Kritiker. Tausende wurden festgenommen, suspendiert oder in Beobachtung gestellt. Nun warnt die Kurdische Gemeinde Deutschland, dass es aufgrund des Vorgehens zu einer Massenflucht in der Türkei kommen könnte, berichtet die „Welt“.

500.000 auf der Flucht

Der Verbandvorsitzende Ali Toprak rechnet mit Hunderttausenden, die allein nach Deutschland flüchten könnten. „Kurzfristig rechne ich mit Zehntausenden, mittelfristig mit einigen Hunderttausend Schutzsuchenden aus der Türkei, wenn das Erdogan-Regime die Minderheiten und die demokratische Opposition weiter bekämpft“, sagt er.

Der Kampf gegen die Kurden im Land wird seit  Jahren immer heftiger. 500.000 Kurden sollen in der Türkei auf der Flucht sein. In Europa werden viele neu anfangen wollen. „Es kann nicht sein, dass ein Staat, das selbst Flüchtlinge aufnimmt, im eigenen Land wieder welche produziert“, sagt Toprak. Für ihn ist das ein gewollter Ausreisedruck seitens der Erdogan-Regierung. Die Kurden seien die letzte Minderheit im Land und diese werden zunehmend unter Druck gesetzt.

„Wer Erdogan nicht lobt, sitzt auf gepackten Koffern“

Auch Vertreter der Gülen-Bewegung rechnen mit einem Flüchtlingsstrom aus der Türkei. „Mehr Türken werden Asyl in Deutschland suchen, vor allem Kurden und Oppositionelle. Die Brandmarkung als Gülen-Anhänger vernichtet Lehrern und anderen Akademikern die berufliche Existenz. Wer sich nicht anpasst und Erdogan lobt, sitzt auf gepackten Koffern, übrigens auch die Kemalisten und Säkularen“, sagt der Vorsitzende Ercan Karakoyun gegenüber der „Welt“.

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