CSU-Chef Söder versichert neuerlich, Entscheidung der größeren Schwesterpartei akzeptieren zu wollen.
Berlin. CDU-Chef Armin Laschet will weiter Kanzlerkandidat der deutschen Unionsparteien werden. Bei einer Sondersitzung des CDU-Bundesvorstandes hat der nordrhein-westfälische Ministerpräsident am Montagabend seinen Anspruch auf die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel bekräftigt. Zuvor war der Rückhalt für Laschet bei den Christdemokraten gebröckelt. Neben der Jungen Union hatten auch mehrere CDU-Landesverbände eine Präferenz für CSU-Chef Markus Söder erkennen lassen.
"Es geht um die besten Antworten auf die drängenden Zukunftsfragen. Und ich bin bereit, für uns die Kandidatur zu übernehmen", sagte Laschet nach Angaben von Teilnehmerkreisen. Laschet betonte demnach, er wolle jeden ermutigen, in der Runde offen seine Meinung zu sagen. Er wurde mit den Worten zitiert: "Nur wenn wir offen, ganz transparent sind, haben wir eine Chance, gestärkt in die nächsten Wochen und in den Wahlkampf zu gehen."
Laschet drängte auf Entscheidung
Zugleich drängte Laschet auf eine Entscheidung. "Heute ist der Tag, dies zu entscheiden", betonte er. Laschet hatte die Sondersitzung einberufen, um eine Entscheidung in dem seit über einer Woche schwelenden Kandidaturstreit herbeizuführen. CSU-Chef Söder hielt an seiner Kandidatur fest, legte den Entschluss aber in die Hände der CDU. "Wir als CSU und auch ich respektieren jede Entscheidung", so Söder nach einer Sitzung des CSU-Präsidiums in München.
Laschet hatte im Vorfeld der Sondersitzung einen Vorschlag angekündigt. Es blieb aber unklar, wie diese aussehen könnte. "Ich hoffe, dass wir dann sehr schnell in dieser Woche zu den erforderlichen Entscheidungen kommen", sagte der CDU-Chef nur. In Teilnehmerkreisen hieß es unmittelbar vor Beginn der Beratungen, es werde vom Verlauf der Sitzung abhängen, ob es zu einer Abstimmung im Bundesvorstand in der K-Frage kommen werde.
"Wenn die CDU heute Abend souverän zu einer klaren Entscheidung kommt, werden wir das respektieren", sagte Söder nach der Sitzung in München. Er selbst sei zu einer Kanzlerkandidatur bereit, wenn er breite Unterstützung aus der großen Schwesterpartei CDU bekomme, fügte er hinzu.
"Breite Unterstützung heißt, wenn Vorstand, Fraktion und Basis das gemeinschaftlich wollen", betonte Söder. "Wird es Armin, hat er meine volle Unterstützung. Darauf kann er sich zu 100 Prozent verlassen", sagte er. Umgekehrt erwarte er im Fall der Entscheidung für ihn volle Unterstützung der CDU. Er werde jede Ausgang "ohne Groll" akzeptieren. An der CDU-Sitzung werde er selbst nicht teilnehmen, hieß es.
Laschet als auch Söder wollen Kanzlerkandidat werden
Sowohl Laschet als auch Söder wollen Kanzlerkandidat der Unionsparteien werden, bisher hat es zwischen den beiden Politikern keine Einigung darüber gegeben. Bereits in der Früh gab es CDU-Beratungen in der hessischen Landesvertretung in Berlin.
Einer neuen Umfrage zufolge würden der Union unter dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Laschet bei der Bundestagswahl im Herbst jedenfalls Verluste drohen. Laut RTL/ntv-Trendbarometer würden in dem Fall von den 27 Prozent, die derzeit CDU oder CSU wählen würden, nur 65 Prozent an ihrer Entscheidung festhalten. 35 Prozent würden demnach eine andere Partei oder gar nicht wählen. Bei einer Direktwahl des Kanzlers würden sich 40 Prozent für CSU-Chef Söder aussprechen und 19 Prozent für den CDU-Vorsitzenden Laschet, hieß es.
In der Nacht auf Montag hatten Laschet und Söder sich rund dreieinhalb Stunden in einem Gebäude des Bundestags beraten, konnten sich aber am Ende nicht auf eine Entscheidung einigen.
Seit mehr als einer Woche streiten sich Söder und Laschet über die Frage, wer von ihnen als Kanzlerkandidat für die Union zur Bundestagswahl am 26. September antritt. Eigentlich hatten sie bis zum Sonntag eine Lösung in der Machtfrage präsentieren wollen. Unterdessen haben am Montag die deutschen Grünen, die in den Umfragen an zweiter Stelle hinter der Union stehen, ihre Co-Vorsitzende Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin präsentiert.