Macron warnt Europa vor Rückfall in die 1930er-Jahre.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat Europa wegen des Erstarkens nationalistischer Bewegungen vor einem Rückfall in die 1930er-Jahre gewarnt. Er sei "betroffen von den Ähnlichkeiten zwischen der Zeit, in der wir leben, und der zwischen den beiden Weltkriegen", sagte Macron in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Ouest-France".
Den Nationalismus bezeichnete er als "Lepra" für Europa. Die Spaltung Europas durch Angst, die Rückkehr des Nationalismus und die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krise zeigten "fast systematisch alles, was Europa zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und der Krise 1929 gekennzeichnet hat", sagte Macron. Er riet den Menschen, einen "klaren Kopf zu bewahren und zu wissen, wie sie zurückschlagen können".
Macron: EU-Mitglieder geben Werte auf
Macron, der in den kommenden Tagen anlässlich des 100. Jahrestages des Endes des Ersten Weltkrieges Nord- und Ostfrankreich besuchen wird, hat zuletzt andere EU-Mitglieder beschuldigt, die Werte des Bündnisses aufzugeben. Dabei hob er insbesondere die nationalistischen Regierungen in Polen und Ungarn sowie die rechtspopulistische Regierung in Italien hervor.
Macron warnte in dem Interview zugleich davor, dass Europa seine Unabhängigkeit verlieren werde, falls es "von ausländischen Mächten herumgeschubst wird". Er wolle aus der Geschichte lernen und ein "souveräneres und multilaterales Europa" fördern, sagte Macron.
Dabei warnte er davor, sich bei Sicherheitsfragen zu sehr auf die USA zu verlassen. Zudem spiele China eine immer größere Rolle bei wesentlicher Infrastruktur, Russland versuche zu manipulieren, und Finanzinteressen und Märkte spielten manchmal größere Rollen als Staaten, sagte Macron.