May stellte in Brüssel EU-Chef Juncker erbost zur Rede: „Wie haben Sie mich genannt?“
Gereizte Stimmung, blanke Nerven: Die britische Premierministerin Theresa May und Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gerieten in Brüssel heftig aneinander. Stein des Anstoßes war Junckers Äußerung vom Donnerstagabend, die Brexit-Gespräche mit den Briten seien „nebulös und unpräzise“.
May wollte dies nicht auf sich sitzen lassen. Sie stellte Juncker zur Rede, als sie ihn im Ratsgebäude traf. Eine TV-Kamera hielt die Szene fest, der britische Sender Channel 5 ließ sie von einem Experten für Lippenlesen untersuchen. „Wie haben Sie mich genannt?“, herrschte May den Kommissionspräsidenten demnach an. „Sie haben mich als nebulös bezeichnet. Ja, das haben Sie gemacht.“
Juncker stritt ab, sagte: „Hab ich nicht. Hab ich nicht“. Juncker klärte May letztlich auch auf: Mit dem Wort „nebulös“ habe er lediglich den allgemeinen Stand der Debatte und das britische Parlament charakterisieren wollen.
Merkel zu May: "Sagen Sie uns klar, was Sie wollen"
Chaos. Doch nicht nur der Streit mit Juncker dominierte. May steht vorerst auf verlorenem Posten in Brüssel. Auch Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel reagierte – laut Augenzeugen – immer ungeduldiger auf May. Merkel soll die Britin mehrmals aufgefordert haben, „klarer zu sagen, was Sie eigentlich wollen“. Keine Frage, zwischen der EU und Theresa May herrscht beim Gipfel Eiszeit. Alle ärgern sich über die „unpräzise Art“ der Briten-Chefin.
Brüssel aber will endlich Klarheit über das weitere Vorgehen beim Brexit. Dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Die britische Premierministerin Theresa May hinterlässt im Kreis ihrer Kollegen Ratlosigkeit.
May spielt auf Zeit, will Nachbesserungen im Vertrag. Aber auch Frankreichs Emmanuel Macron sagte ihr klar, dass das Abkommen nicht aufgeschnürt werde.
May-Lob für Kanzler Kurz: "Er war extrem hilfreich"
Positiv. Lob von May gab es in Brüssel nur für Kanzler Kurz. Auf die ÖSTERREICH-Frage, wie sie die österreichische EU-Ratspräsidentschaft und Kurz sehe, antwortete May: „Kurz war extrem hilfreich mit seinem positiven Ansatz in den Brexit-Verhandlungen.“ Er habe sich um „einen guten Deal für beide Seiten bemüht. Österreich hatte eine sehr gute Präsidentschaft. Er war sehr positiv“, betonte May am Ende.