Die deutsche Kanzlerin rät den Menschen nun dazu auf Flüchtlinge zuzugehen.
Für ihre Entscheidung, die Grenzen für in Ungarn gestrandete Flüchtlinge zu öffnen, hat die deutsche Kanzlerin Angela Merkel sowohl innenpolitisch als auch in Europa heftige Kritik einstecken müssen. Dennoch würde sie heute erneut so handeln, sagte Merkel in einem Interview mit der Zeitschrift "Bunten", räumt aber zugleich Fehler ein.
"Deutschland und Österreich haben in einer humanitären Notlage entschieden, unsere Grenzen nicht zu schließen, so dass diese Menschen zu uns kommen konnten, so wie in den Monaten zuvor schon Hunderttausende andere über Ungarn gekommen waren", rechtfertigte sie den Beschluss in dem am Mittwoch im Voraus veröffentlichten Interview.
Zu spät Augen geöffnet
Die Kanzlerin sieht jedoch auch Versäumnisse in der Flüchtlingspolitik - und zwar aller EU-Staaten. "Ganz sicher haben wir in Europa zu spät die Augen dafür geöffnet, wie unerträglich die Situation in den Herkunftsländern oder nahe der Heimat geworden war, sodass die Menschen keinen anderen Ausweg mehr sahen, als ihr Schicksal in die Hände von kriminellen Schleppern und Schleusern zu legen", sagte Merkel.
Die Kanzlerin äußerte Verständnis für die Bedenken jener, die selbst täglich um ihre Existenz kämpfen müssten. Etwa, "wenn sich Menschen Sorgen machen, die selbst mit wenig Geld auskommen müssen oder arbeitslos sind". Ihnen riet Merkel aber dennoch, auf die Flüchtlinge zuzugehen: "Jedem, der Angst verspürt, empfehle ich, wenn sich dazu irgendwie Gelegenheit bietet, einen Menschen, der zu uns geflohen ist, einfach mal persönlich kennenzulernen", sagte sie. "Es sind Menschen, die vieles erlebt und erlitten haben und genauso wie wir ihre Sorgen und Hoffnungen haben."