Der Täter trug eine Fake-Bombenweste und stach wahllos auf drei Passanten ein.
Paris. Bei einem Messerangriff in der Nähe von Paris sind am Freitag ein Mann getötet und zwei Frauen verletzt worden. Der Angreifer wurde nach Angaben der französischen Polizei auf der Flucht erschossen. Das Motiv blieb zunächst unklar. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft erklärte, der Messerstecher habe wegen psychischer Probleme Medikamente einnehmen müssen.
Augenzeugen berichteten lokalen Medien, dass der Angreifer zunächst "Allahu Akbar" gerufen habe und dann begann Menschen zu attackieren. Französische Nachrichtenseiten konnten den Täter als Nathan C. identifizieren, der 1997 in einem Vorort von Paris geboren wurde. Die Polizei erklärt, dass der Angreifer kein religiöser Eiferer gewesen sei. In seinen persönlichen Gegenstände seien Anhaltspunkte gefunden worden, dass er zum Islam konvertiert sei, berichten "Dailymail" und "Leparisien".
In seiner Tasche habe die Polizei einen Koran gefunden. "Zu diesem Zeitpunkt haben wir keinen Hinweis darauf, dass er radikalisiert war", fügte der Sprecher hinzu. Der junge Mann war der Polizei bisher nur wegen zivilrechtlicher Delikte bekannt.
"Mörderische Reise"
Der 22-Jährige hatte gegen 14.00 Uhr in einem Park im südlichen Pariser Vorort Villejuif mehrere Passanten mit einem Messer attackiert. Auf seiner "mörderischen Reise" habe der junge Mann versucht, weitere Menschen anzugreifen, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Laure Beccuau bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Innenstaatssekretär Laurent Nunez und dem Pariser Polizeichef Didier Lallement am Tatort. Sie hätten ihm aber ausweichen können.
Bei dem Todesopfer handelt es sich nach Angaben des Bürgermeisters von Villejuif um einen 56-Jährigen aus dem Ort. Der Mann sei mit seiner Frau spazieren gegangen, als der Angreifer sich näherte. "Er wollte seine Frau beschützen", sagte der Bürgermeister Franck Le Bohellec. Bei den zwei Verletzten handelt es sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um die Begleiterin des Toten sowie eine weitere Frau im Alter von 30 Jahren. Zuvor war von einem Mann berichtet worden.
Täter soll Fake-Bombemweste getragen haben
Der Angreifer flüchtete in die Nachbargemeinde Hay-les-Roses, wo er seine Attacke offenbar in einem Einkaufszentrum fortsetzen wollte. Glücklicherweise sei die Polizei schnell vor Ort gewesen und habe den Angreifer "neutralisiert", sagte der Bürgermeister von Hay-les-Roses, Vincent Jeanbrun, im Sender BFMTV. Der Angreifer trug offenbar eine Fake-Bombenweste.
Innenstaatssekretär Nunez lobte "den Mut, die Effizienz und die Reaktionsfähigkeit" der Polizei, die es "ermöglichte, den Angreifer sofort zu neutralisieren und die Fortsetzung der zweifellos mörderischen Reise zu verhindern".
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron drückte auf Twitter den Opfern und ihren Familien sein Mitgefühl aus. Der Kampf gegen "blinde Gewalt" werde entschlossen geführt. Villejuif liegt rund zehn Kilometer von der Pariser Innenstadt entfernt.
Die Tat erfolgt wenige Tage vor dem fünften Jahrestag des Angriffs auf die Satirezeitung Charlie Hebdo im Januar 2015. Bei dem islamistischen Anschlag waren zwölf Menschen getötet worden.
Frankreich ist seit 2015 von einer Reihe von Anschlägen getroffen worden, bei denen insgesamt mehr als 250 Menschen starben. Die Angriffe hatten zumeist einen islamistischen Hintergrund. Zuletzt erstach im Oktober ein zum Islam konvertierter Verwaltungsangestellter vier Polizisten im Pariser Polizeipräsidium.