Messer-Attacke in Paris

Hat Innenminister angeordnet, Terror-Verdacht zu verheimlichen?

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Es wäre ein Polit-Skandal der Sonderklasse: Frankreichs Innenminister wird vorgeworfen, nicht die Wahrheit über mögliche Radikalisierung des Angreifers gesagt zu haben.

Die tödliche Messerattacke im Pariser Polizeihauptquartier weitet sich mittlerweile zu einem handfesten Polit-Skandal aus. Demnach wird Frankreichs Innenminister Christophe Castaner vorgeworfen, das Terror-Motiv bewusst verheimlicht zu haben. Er soll nicht die Wahrheit über eine bekannte mögliche Radikalisierung des mutmaßlichen Angreifers gesagt haben. 

Jetzt fordern Oppositionspolitiker die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses zu dem Vorfall. Er verlange eine parlamentarische Untersuchung, schrieb der konservative Abgeordnete Éric Ciotti am Samstag auf Twitter.

Der Chef der Republikaner in der Nationalversammlung, Christian Jacob, werde am Dienstag eine entsprechende Forderung einbringen, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Weitere konservative Abgeordnete forderten den Rücktritt von Castaner. Ihrer Ansicht nach hatte der Innenminister Informationen über den mutmaßlichen Täter zurückgehalten, als er nach der Tat am Donnerstag erklärte, der Mann sei zuvor nicht negativ aufgefallen. Beweise legten die Oppositionspolitiker dafür zunächst nicht vor.

Staatsanwalt bestätigt: Angreifer war radikaler Islamist

Die Anti-Terror-Fahnder der Staatsanwaltschaft hatten am Freitag die Ermittlungen übernommen. Die Entscheidung sei auf Basis der bisherigen Erkenntnisse getroffen worden, so die Staatsanwaltschaft. Es werde sowohl wegen Mordes und versuchten Mordes als auch wegen Terror-Verdachts ermittelt. Die Ehefrau des mutmaßlichen Angreifers blieb am Samstag weiterhin in Gewahrsam. Sie war nach der Tat am Donnerstag festgenommen worden. Am Samstag bestätigte indes der zuständige Staatsanwalt, dass der mutmaßliche Täter ein Anhänger des radikalen Islams sei. Der Tatverdächtige im Fall der tödlichen Messerattacke im Pariser Polizeihauptquartier hat den Ermittlern zufolge mit mutmaßlichen Salafisten Kontakt gehabt. Der 45-Jährige sei vor rund zehn Jahren zum Islam konvertiert, sagte Chefermittler Jean-François Ricard am Samstag bei einer Pressekonferenz in Paris.
 

Täter äußerte sich positiv über "Charlie Hebdo"-Anschlag

Ersten Berichten zufolge war der Mann 2017 zum Islam konvertiert. BFMTV berichtete am Samstag in Berufung auf Ermittlerkreise, der Mann sei bereits früher konvertiert und habe sich positiv über den islamistischen Anschlag auf die Satirezeitung "Charlie Hebdo" geäußert. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür zunächst nicht.

Der 45-jährige Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers im Herzen von Paris hatte am Donnerstag vier seiner Kollegen mit einem Messer getötet. Bei den Opfern handelt es um drei Männer und eine Frau. Der Angreifer wurde erschossen.
 

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