Internationale Trauer & Mitgefühl

Mogadischu: Fast 100 Tote bei Bomben-Anschlag

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Internationale Trauer: Russland sprach von einem "barbarischen Anschlag, Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein drückte ihr Mitgefühl aus.

Mogadischu. Zerfetzte Autokarossen, Gebäudetrümmer, Tote und Verletzte: Bei einem der verheerendsten Sprengstoffanschläge der vergangenen Monate sind am Samstag in Somalias Hauptstadt Mogadischu knapp 100 Menschen getötet und Dutzende andere verletzt worden.

"Wir haben mittlerweile fast 100 Menschen, die bei dieser schrecklichen Attacke getötet wurden", sagte Polizeioffizier Ahmed Bashane der Deutschen Presse-Agentur. Die Zahl der Toten stieg ständig. Bis zu Mittag seien allein ins Medina-Krankenhaus 73 Tote und Dutzende Verwundete gebracht worden, sagte der Leiter des städtischen Medina-Hospitals, Mohamed Yusuf. Aus dem Dahir-Elmi-at-Shafi-Hospital wurden acht Tote und Dutzende Verwundete gemeldet.

Mogadischu: Fast 100 Tote bei Bomben-Anschlag
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Mogadischus Bürgermeister Omar Mohamed Filish hatte bereits kurz nach der Explosion von 90 Verletzten gesprochen, darunter auch viele Studenten. Unter den Toten sind nach Polizeiquellen auch fünf Polizisten sowie auch drei türkische Staatsbürger. Bei ihnen handelt es sich nach ersten Erkenntnissen um Straßenbau-Ingenieure.

"Barbarischer Anschlag"

Russland sprach von einem "barbarischen Anschlag" und verurteilte die Tat. Der blutige Angriff von Extremisten habe offenbar darauf abgezielt, die Lage in Somalia zu destabilisieren, erklärte das Außenministerium in Moskau. Russland werde die Regierung Somalias weiterhin bei ihren Bestrebungen um eine Aussöhnung des Landes und bei den Vorbereitungen von Wahlen unterstützten.

Augenzeugen sprachen von einem Bild der Verwüstung, nachdem ein offensichtlich mit Sprengstoff beladener Lastwagen an einem Kontrollpunkt in einem belebten Stadtviertel während des morgendlichen Berufsverkehrs in die Luft geflogen war. Die Explosion ereignete sich in der Nähe einer Steuerbehörde. Ein Zusammenhang ist aber noch unklar. Über dem Ort der Explosion stand weithin sichtbar eine große Rauchwolke. Durch die Wucht der Detonation wurden auch zahlreiche Gebäude beschädigt. Noch Stunden später suchten Anrainer dort nach Opfern.

"Die Gegend war voller Menschen, die zur Schule oder zum Einkaufen in die Stadt fuhren, als sich der schreckliche Anschlag ereignete", sagte Regierungssprecher Mukhtar Omar. Nach Angaben eines Polizeisprechers wurden durch die Explosion in der Früh auch zwei Minibusse mit Schulkindern an Bord schwer beschädigt. Augenzeugen berichteten von aufgerissenen Karosserien und völlig zerfetzten Fahrzeugen. Verzweifelt versuchten einige der Helfer, Verwundete auf Eselskarren oder Fahrrädern in die nächstgelegenen Krankenhäuser zu bringen.

Team türkischer Ingenieure am Checkpoint

Mehrere Augenzeugen berichteten, ein kleines Team türkischer Ingenieure habe sich zum Zeitpunkt der Explosion am Checkpoint Ex-Control aufgehalten. Sie hätten sich um den Bau der Straße von der Kontrollstelle zur Innenstadt gekümmert. Ihr Auto sei bei dem Anschlag zerstört worden.

Außenminister Ahmed Awad schrieb auf Twitter, zwei türkische Ingenieure seien ums Leben gekommen. Viele der Toten seien "ehrgeizige Studenten und hart arbeitende Männer und Frauen". Das türkische Außenministerium bestätigte den Tod der beiden Ingenieure. Die Türkei ist eine wichtige Gebernation für Somalia und finanziert zusammen mit Katar Infrastruktur- und Medizinprojekte in dem armen Land. In Mogadischu hat die Türkei einen Militärstützpunkt eröffnet und bildet dort somalische Soldaten aus.

Obwohl es zunächst keine Bekennerschreiben gab, wird hinter dem Anschlag die terroristische Al Shabaab vermutet. Die Terrorgruppe kämpft in dem Land am Horn von Afrika seit Jahren um die Vorherrschaft. Die sunnitischen Fundamentalisten beherrschen große Gebiete im Süden und Zentrum des ostafrikanischen Landes und verüben immer wieder Anschläge, zuletzt bevorzugt auf Hotels, öffentliche Gebäude oder Plätze und auch auf Regierungseinrichtungen. Sie sind auch jenseits der Grenzen Somalias aktiv.

Somalia, das am Horn von Afrika liegt, leidet seit Jahren unter Unruhen und Unsicherheit. 1991 stürzten mehrere Milizen gemeinsam Diktator Siad Barre, kämpften dann aber gegeneinander. Die mit der Extremistenorganisation Al-Kaida verbündete Al-Shabaab hat nicht nur in Somalia, sondern auch in Kenia und Uganda mehrfach Attentate verübt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sie sich dazu nicht bekennt. Beim bisher schwersten Anschlag der Islamisten wurden im Oktober 2017 in Mogadischu fast 600 Menschen getötet. Damals war ein mit Sprengstoff beladenes Fahrzeug in der Nähe eines Tanklastwagen explodiert. Anhänger der Gruppe werden auch hinter zahlreichen Entführungen vermutet.

Die US-Streitkräfte unterstützen die Regierung im Kampf gegen die Gruppe mit Luftangriffen und bilden Soldaten aus. Zudem leistet eine Truppe der Afrikanischen Union (AU) Unterstützung.

Trauer und Mitgefühl nach Anschlag

Nach dem Anschlag mit beinahe 100 Toten in der somalischen Hauptstadt hat Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein ihr Mitgefühl ausgedrückt. "Schreckliche Nachrichten aus Mogadischu. Mein tiefes Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer dieser Anschläge", erklärte die Bundeskanzlerin am Samstag über den Kurznachrichtendienst Twitter. "Ich wünsche allen Verletzten rasche Genesung."
 
Auch der EU-Außenbeauftragte Charles Michel zeigte sich "traurig" über den tödlichen Autobombenanschlag, bei dem viele Zivilisten getötet und verletzt wurden. "Unsere Haltung ist klar. Europa wird Afrika weiter im Kampf gegen Terrorismus unterstützen", betonte Michel.
 
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu bestätigte den Tod zweier Türken bei dem Anschlag. "Möge Allahs Gnade unseren zwei Bürgern und unschuldigen somalischen Brüdern und Schwestern gelten, die bei dem schrecklichen Terroranschlag in Mogadischu ihr Leben verloren haben", erklärte Cavusoglu auf Twitter. Er versicherte Somalia, dass die Türkei dem Land "immer brüderlich" beiseite stehen werde. "Unser Kampf gegen den Terrorismus wird entschlossen fortgesetzt."
 
Russland verurteilte den "barbarischen Anschlag". Der blutige Angriff von Extremisten habe offenbar darauf abgezielt, die Lage in Somalia zu destabilisieren, erklärte das Außenministerium in Moskau. Russland werde die somalische Regierung weiterhin bei ihren Bestrebungen um eine Aussöhnung des Landes und bei den Vorbereitungen von Wahlen unterstützten.
 
Somalias Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed Farmaajo rief die Bevölkerung zum Zusammenhalt beim Kampf gegen "die Feinde der Menschenwürde" auf und sprach von einem "schwarzen Tag, der Dutzende unschuldige Menschenleben gefordert" habe.
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