Der mutmaßlicher Täter, ein Ex-Freund des Opfers, wurde nach acht Tagen Flucht in Deutschland gefasst, wie der Anwalt seiner Familie am Sonntag mitteilte.
Venedig/Klagenfurt. Bei den Ermittlungen um den Mord an einer italienischen Ingenieurstudentin Giulia C. (22) aus Vigonovo bei Venedig, deren Leiche am Samstag in einer Schlucht zwischen dem Berggebiet des Barcis-Sees und Piancavallo in der friaulischen Provinz Pordenone entdeckt, wurde ist es zu einer Wende gekommen. Der mutmaßlicher Täter Filippo T., ein Ex-Freund des Opfers, wurde nach acht Tagen Flucht in Deutschland gefasst, wie der Anwalt seiner Familie am Sonntag mitteilte.
Der Anwalt, Emanuele Compagno, informierte die Familie des mutmaßlichen Täters, dessen Auto auch in Tirol und in Kärnten lokalisiert worden war. Der Mann, der wegen Mordes mit europäischem Haftbefehl gesucht war, wurde auf einer Autobahn nahe Leipzig festgenommen und befindet sich auf einer Polizeistation, wie italienische Medien berichten. Der italienische Außenminister Antonio Tajani begrüßte die Festnahme. Er dankte der deutschen Polizei für die Zusammenarbeit und versicherte, dass die Auslieferung des Festgenommenen nach Italien in wenigen Tagen erfolgen werde.
Leiche in Schlucht gestoßen
Ermittler vermuten, dass die Leiche der Studentin etwa 50 Meter tief in eine Schlucht hinunter gestoßen wurde. Die Frau sei mit mehreren Messerstichen am Hals getötet worden. Die Leiche wies außerdem zahlreiche Abwehrverletzungen an Händen und Armen auf. Ob die Frau bereits tot war, als sie in die Schlucht gestürzt wurde, konnte noch nicht festgestellt werden. Die Leiche war von der Straße aus nicht zu sehen, da sie von einem großen Felsbrocken verdeckt war.
Bei der Analyse der Computer der mutmaßlichen Täters wurde festgestellt, dass er im Internet nach Bergausrüstung sowie nach Routen, Karten und Wegen in Tirol gesucht hatte. Es ist nicht bekannt, wann diese Recherchen durchgeführt wurden, aber vieles deutete darauf hin, dass die Flucht in die Berge geplant war.
Laut Ermittlerkreisen war das Auto des Verdächtigten, der vor einer Woche mit seiner Ex-Freundin verschwunden war, am Mittwoch in Lienz von einer Kennzeichenlesekamera für die Straßenkontrolle registriert worden. Auch in Kärnten soll der schwarze Punto gesichtet worden sein.
Ex-Freundin in Vigonovo abgeholt
Der Student hatte seine Ex-Freundin am späten Samstag der vergangenen Woche in Vigonovo abgeholt. Die beiden wurden noch gegen 20.00 Uhr zusammen in einem Einkaufszentrum gesehen. Die Studentin schickte ihre letzte SMS um 22.43 Uhr an ihre Schwester, und das Handy ihres Ex-Freundes war zuletzt gegen 23.00 Uhr in der Gemeinde Fossó an der Riviera del Brenta ortbar - nicht weit vom Ort entfernt, an dem die junge Frau mit ihrer Familie lebte.
Die beiden Studierenden waren eineinhalb Jahre ein Paar gewesen, bevor sie sich im vergangenen Sommer trennten; der Kontakt zwischen beiden riss jedoch nie ganz ab. Beide Familien erstatteten am vergangenen Sonntag Vermisstenanzeige bei den Carabinieri.
Der tragische Tod der Studentin löste Bestürzung in Italien aus. Viele Menschen pilgerten zum Haus der jungen Frau in Vigonovo und hinterließen Blumen. Die Nachricht des Mordes sei herzzerreißend, so Premierministerin Giorgia Meloni auf ihren Sozialnetzwerken. "Ich habe den Fall mit Besorgnis verfolgt und bis zuletzt auf einen anderen Ausgang gehofft. Ich hoffe, dass bald volles Licht in dieses unfassbare Drama gebracht werden kann. Ruhe in Frieden", schrieb Meloni. Davor hatte die Vorsitzende der oppositionellen Mitte-Links-Partei (PD), Elly Schlein, ihren Aufruf an Meloni erneuert, sich gemeinsam gegen Gewalt gegen Frauen einzusetzen.